Sonntags nie

EINZELHANDEL | Am siebten Tag ruhte selbst der liebe Gott sich aus. Aber die hessische Landesregierung schafft immer neue Schlupflöcher für Sonntagsarbeit. Sie legte bereits Ende Juni eine "Bedarfsgewerbeverordnung über die Zulassung der Beschäftigung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern an Sonn- und Feiertagen" vor. Dass Bestattungsunternehmen und Parkhäuser auch am Sonntag in Betrieb sein müssen, kann man sich, so Horst Gobrecht als zuständiger Fachsekretär für den Handel in Südhessen, ja noch vorstellen. Aber dass nun auch Eis hergestellt, Bier gebraut, andere Getränke vorbereitet werden sollen, das geht ver.di Südhessen zu weit. Auch Videotheken und Call-Center für Dienstleistungen sollen durcharbeiten. "Entgegen ihren eigenen Beteuerungen geht es der hessischen Landesregierung offensichtlich nicht um den Erhalt des arbeitsfreien Sonntags, sondern um dessen systematische und kontinuierliche Abschaffung", vermutet ver.di.


Schnell und gut

LOGISTIKBRANCHE | In nur einer Verhandlungsrunde konnte Anfang Juli ein beachtenswerter Tarifabschluss für den Bereich der hessischen Speditions-, Kurier-, Express-, Paket- und Logistikbranche erzielt werden. Die etwa 20.000 Beschäftigten erhalten zum 1. Oktober dieses Jahres eine Einkommenssteigerung von 3,1 Prozent und weitere zwei Prozent mit Wirkung zum 1. Oktober 2012. Die Vergütungen der Auszubildenden steigen bereits zum 1. August dieses Jahres für das 1. Ausbildungsjahr um 40 Euro, für das 2. Ausbildungsjahr um 45 Euro und für das dritte Ausbildungsjahr um 50 Euro. Die Tarifverträge sind alle frühestens Ende September 2013 kündbar und haben damit eine Laufzeit von 27 Monaten, erklärt Detlev Borowsky, hessischer Landesfachbereichsleiter "Postdienste, Speditionen und Logistik". Nicht durchgesetzt werden konnte allerings die ver.di-Forderung nach einer Allgemeinverbindlichkeitserklärung. Damit sollte sichergestellt werden, dass auch die Unternehmen, die nicht dem Arbeitgeberverband angehören, an diese Tarifeinkommen gebunden sind. Nach Auffassung von ver.di hätte dies einem weiteren Lohndumping Einhalt geboten.


Nicht aus der Luft geholt

LUFTHANSA-SYSTEMS | "Eine Woche für den Lufthansa-Ausweis" - unter diesem Motto starteten die ver.di-Vertrauensleute der Lufthansa Systems AG in Kelsterbach und Raunheim eine Aktionswoche im August. Der Grund dafür: Auf der Vorstandsebene laufen "Partner-Gespräche". Bisher ungeklärt ist die Frage, in welchen Händen die LH-Systems zukünftig liegen wird. Möglichkeiten wie "Teilverkauf" oder "Verkauf" haben die Belegschaft gründlich verunsichert. "Unsere Aktion Eine Woche für den Lufthansa-Ausweis demonstriert den Willen der Kolleginnen und Kollegen, für ihre Rechte einzustehen und ihre Zugehörigkeit zu verteidigen." Mit Flugblattaktionen, über die Woche verteilt, Infoständen an unterschiedlichen Standorten, Plakaten, Aushängen und durch das Tragen eines Buttons, den wir für die Aktion produziert haben, melden wir uns zu Wort", sagt Monika Peritsch, ver.di-Vertrauensfrau. Die Beschäftigten wollen sich endlich Gehör verschaffen und ihre Arbeitsbedingungen aktiv verteidigen. Aber sie dachten nicht nur an sich selbst. Für die dringend benötigte Somalia-Hilfe, sammelten sie insgesamt 500 Euro.