Gelungene Aktion: Ein "Flashmob" anlässlich der Versicherungsstreiks im Juni und Juli. Ziel war, die Hotlines von Allianz und Generali lahmzulegen, indem alle Kundgebungs-Teilnehmer mit Handys die kostenfreien Nummern anriefen

Auch in München und Umgebung werden in immer mehr Betrieben und Dienststellen die Arbeitsbedingungen schlechter. Stellen werden abgebaut, die Aufgabenmengen heraufgesetzt, und mit Zielvorgaben wird der Druck auf die Beschäftigten erhöht. Gekürzt werden hingegen Einkommensbestandteile und Leiharbeiter ersetzen Stammkräfte. Neueingestellte bekommen oft nur noch befristete Verträge und zudem noch niedrigere Löhne. Die Folge: Die Motivation sinkt und die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt inzwischen rapide an.

Nur Jammern und Schimpfen?

Meist äußert sich der Unmut über schlechte Arbeitsbedingungen, Stress und Lohndrückerei erst einmal individuell. Es wird gejammert, nicht selten hinter vorgehaltener Hand. Das genügt nicht - der Unmut muss öffentlich, das heiße Thema benannt werden.

Von "heißen Themen" sprechen wir, wenn ein betriebliches Problem von einem großen Teil der Beschäftigten als ärgerlich, nervig, gesundheitlich belastend oder als ungerecht empfunden wird. Die klassische Antwort darauf ist, zum Betriebsrat oder Personalrat zu gehen. Die betrieblichen Vertreter können versuchen, im Rahmen der Mitbestimmungs- und Mitwirkungsrechte Probleme zu lösen. Rechtlich zwingen können sie den Arbeitgeber aber in den wenigsten Fällen. Außerdem haben viele Betriebe gar keinen Betriebsrat.

Gezielt aktiv werden

Die Zukunft liegt auch in der Fähigkeit der Betroffenen, mit kreativen Aktionen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Was ist damit gemeint? Die Arbeitnehmer/innen müssen lernen, bei Problemen und in Konflikten ihre Geschicke selbst in die Hand zu nehmen und gemeinsam zu handeln.

Aktionen sollten mit ruhiger Hand vorbereitet, gründlich geplant und systematisch organisiert werden. Wichtig ist, nicht gleich am Anfang das ganze Pulver zu verschießen. Die verschiedenen Druckaktivitäten müssen eskalierend aufgebaut werden. So kann es am Anfang schon reichen, wenn die Beschäftigten an einem vorher vereinbarten Tag einen Anstecker tragen (z.B. "Gerecht geht anders"). Streikerprobte Betriebe beginnen etwa mit einer Protestversammlung in der Mittagspause.

Druckaktionen können nur dann erfolgreich sein, wenn die Menschen, die betroffen sind, sie selbst entwickeln, planen und ausführen. Stellvertreterpolitik über Betriebs- und Personalräte oder über Gewerkschaftssekretär/innen führt seltener zum Erfolg. Das zeigen alle bisherigen Erfahrungen. Akteure des Handelns müssen die betroffenen Beschäftigten sein. Die hauptamtlichen Gewerkschafter/innen beraten und unterstützen sie dabei.

So weit die Theorie. Gewerkschaftsarbeit ist aber praktisches Handeln. Das Ziel ist, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Der ver.di-Bezirk München unterstützt die Beschäftigten bei der Vorbereitung und Umsetzung von betrieblichen Aktionen. Außerdem wollen wir gute Erfahrungen sammeln, damit andere davon lernen können. Dazu haben wir drei Fragen an dich:

Drei Fragen an unsere Mitglieder

1. Gibt es in deinem Betrieb so genannte "heiße Themen"?

2. Hast du Erfahrungen mit und Ideen für betriebliche/n Aktionen?

3. Sollen wir eine Schulung zum Thema "Druckaktionen" anbieten?

Schreibe uns bitte deine Antworten zu diesen Fragen an Kollegin Dragana Karadzic (Büro der Geschäftsführung). Du erreichst sie unter der E-Mail-Adresse dragana.karadzic@verdi.de.

Wir freuen uns über eure Antworten und sagen jetzt schon Danke!