Etwas überraschend haben sie ihre Zelte aufgeschlagen. Mitten in Frankfurt. Sie nennen sich "occupy Frankfurt" und pflegen ungewöhnliche Umgangsformen im Einsatz für ihr Ziel, "dass wir der Macht Grenzen setzen wollen, der Macht des Kapitalismus, des Geldes, der Banken, der Märkte und der Macht der Regierungen". Occupy heißt zunächst einmal: besetzen. Also haben sie den Willy-Brandt-Platz vor dem überdimensionalen Euro-Zeichen vor der Europäischen Zentralbank in Beschlag genommen. Hier campieren sie schon den ganzen Oktober über - bei ziemlich ungemütlichen Temperaturen. Und sie bekommen Zulauf. Bei Demonstrationen oder Kundgebungen waren es rund 5000, Ende Oktober sogar 8000. Junge und Ältere aus unterschiedlichen Berufen und Schichten. Da schließen sich schon mal Banker in der Mittagspause an, da kommt jemand vom Einkaufen vorbei, da stellt sich der DGB-Jugendbildungsreferent der Diskussion, und so mancher und manche von ver.di demonstriert mit. Die DGB-Jugend Frankfurt und die ver.di-Jugend Südhessen haben dazu aufgerufen.

Was treibt die Vielen nun an? Sie sagen: "Wir sind 99 Prozent, aber wir müssen um unsere Zukunft fürchten." Banken werden mit vielen Steuergeldern gerettet, werden unter teure Schutzschirme genommen. Gleichzeitig heißt es für die anderen Sozialabbau, gleichzeitig sehen gut ausgebildete junge Leute kaum eine Chance für sich im Beruf. Kann das sein, dass die Jugend des Landes, ja die ganze Bevölkerung an der Börse verhökert wird? Viele Fragen. Die Antworten sind naturgemäß ebenso vielfältig. Die Occupyer/innen wollen gar nicht vortäuschen, dass sie für alles schon ein Programm haben.

Keine schnellen Lösungen

Vielleicht macht ja auch gerade das die Attraktivität aus, keine schnellen Lösungen anzubieten. Unterschiedlich sind die Vorstellungen. Sie reichen von der demokratischen Reglementierung des Finanzkapitals bis zur radikalen Ablehnung des kapitalistischen Systems. Rechte und nationalistische Positionen sollen jedoch keinen Platz haben. Weil sie aber eine Suchbewegung sind, wollen sie sich nicht von bereits etablierten Organisationen vereinnahmen lassen. Embleme jedweder Art sind bei den Zusammenkünften nicht gestattet. Aber jeder kann seine Meinung mitteilen. Die Gewerkschaften führen schon seit Jahren diese grundlegende gesellschaftliche Debatte. Aber die beiden Bewegungen fremdeln noch etwas. reb