Die Prekarisierung der Arbeitswelt nimmt weiter zu. Vor allem die Zahl der Angestellten in Teilzeit oder bei Leiharbeitsfirmen ist immer weiter gestiegen. Das ist auch bei den Paketzustellern der Fall. Kurier- und Expresslieferungen, Sendungen per Nachname und immer mehr Bestellungen im Internet haben dafür gesorgt, dass das Sendungsvolumen in der Branche seit dem Jahr 2000 um 37 Prozent auf rund zwei Milliarden Sendungen im Jahr angestiegen ist. Diesen enormen Anstieg müssen in Deutschland rund 185.000 Beschäftigte bewältigen. Und weil die Preiskonkurrenz unter den Unternehmen groß ist, müssen sie starke Rationalisierungen und Flexibilisierungen hinnehmen. Bei den Paketzustellern führt das zu unregelmäßigen Arbeitszeiten und Arbeitstagen mit 10 bis 14 Stunden.

Die Paketzusteller sind in der Branche der letzte Baustein. An oberster Stelle stehen die Paketdienstleister, die Subunternehmen beauftragen, die noch einmal Sub-Subunternehmer verpflichten. Das bedeutet, dass über die Hälfte aller Paketzusteller nicht mit einem festen Arbeitsvertrag bei einem Paketdienstleister, sondern nur über ein Subunternehmen angestellt ist oder als scheinselbstständig gilt. Somit gibt es für diese Beschäftigten auch keine Beschäftigungsstandards. Nur das eigentliche Kurierunternehmen ist tarifvertraglich gebunden. Die Angestellten der Subunternehmen genießen diesen Schutz nicht und müssen dazu noch mit dem Druck der Paketdienstleister leben. Das hat zur Folge, dass Paketzusteller zum Teil bis zu 250 Pakete am Tag im eigenen PKW zustellen (s. Beispiel oben). Das bedeutet, dass 20 Pakete in der Stunde zugestellt werden müssen. Bei einem Stundenlohn unter 10 Euro heißt das: Für ein Paket werden ungefähr 40 Cent gezahlt.

Und unter diesen Bedingungen sollen auch noch die Kundenwünsche erfüllt werden.