Ausgabe 02/2012
Gute und lockere Prüfer sind wichtig
von Heike Langenberg
Aufgeregt war Sara Hein schon, als sie Anfang des Jahres in den mündlichen Teil ihrer Prüfung zur Industriekauffrau gegangen ist. Zweieinhalb Jahre war sie bei der Deutschen Telekom AG in Magdeburg ausgebildet worden, jetzt ging es noch darum, die drei Prüfer/innen persönlich von ihrer Leistung zu überzeugen. In einer knappen Viertelstunde stellte sie ihnen in einer Präsentation ihren letzten Einsatzbetrieb vor.
Angst vor utopischen Fragen hatte sie gehabt, "dann steht man da und weiß nicht weiter". Doch davon keine Spur: "Die Prüfer sind fair gewesen, alle Fragen haben sich auf das Prüfungsgebiet bezogen." War Sara, wie andere Prüflinge auch, erst noch gehemmt von der Angst, einen Fehler zu machen, hat sie schnell gemerkt, dass sie auch nachfragen kann, wenn sie mal etwas nicht verstanden hat. "Gute und lockere Prüfer sind wichtig", sagt sie rückblickend. Etwas nervös war auch Bernd-Uwe Sell vor seiner ersten Prüfung. Allerdings saß der Berliner auf der anderen Seite des Tisches: Er prüft bei der Industrie- und Handelskammer angehende Immobilienkaufleute. Die praktische Prüfung findet hier in Form eines Prüfungsgesprächs statt. Eine Kollegin hatte ihn auf das Ehrenamt als Prüfer aufmerksam gemacht und zu einem ver.di-Prüfer/innentreffen eingeladen. Bei einem Grundlagenseminar von ver.di reifte sein Entschluss, sich als Prüfer zu melden. Vor dem ersten Einsatz hat er noch ein Aufbauseminar bei ver.di absolviert. Wichtig war ihm dabei auch der Austausch der Prüfer/innen untereinander. Schon in der ersten Prüfung habe er schnell gemerkt, dass er durch die Seminare gut vorbereitet gewesen sei. So sei er nicht nur in den Grundlagen fit gewesen. "Die Seminare haben auch das Bewusstsein geweckt, was die Prüfung bedeutet", sagt Sell, Bautechniker bei der Hermes Hausverwaltungs-AG in Berlin. Man solle den Prüflingen weder die Zukunft verbauen, noch sie schlecht vorbereitet in den Beruf lassen.
Chancen eröffnen
Einer der Dozenten der ver.di-Seminare ist Klaus Wicher. Sein Ziel ist es, sowohl in den Grundlagen- als auch in den Aufbauseminaren mehr Prüfungssicherheit zu vermitteln. Rechtliche Informationen sind dabei ebenso wichtig wie Verhaltenstipps, mit denen man bei den Prüflingen Angst abbauen kann.
"Es geht in einer Prüfung darum, Chancen zu eröffnen", sagt der Handelslehrer beim Berufsförderungswerk Hamburg. Er setzt auf Rollenspiele, aber auch auf den Austausch der Prüfer/innen untereinander, die häufig aus verschiedenen Berufen kommen. Oft sind auch Anfänger und alte Hasen vertreten, eine gute Mischung, bei der beide voneinander lernen können. "Auch die alten Hasen sagen mir, dass sie viel mit nach Hause nehmen", so Wicher.
Prüf mit!
Mit den drei Projekten "Gewinnung", "Betreuung" und "Qualifizierung" unterstützt und vernetzt ver.di Prüfer/innen. Diese drei Projekte werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Gesucht werden immer noch Prüfer/innen in allen Berufen und Bundesländern. Interessent/innen bietet ver.di ebenso wie bereits aktiven Prüfer/innen ein breit gefächertes Seminarangebot und vielfältige Möglichkeiten zum Austausch. www.pruef-mit.de