Skulptur im Bildungszentrum

Wer in das ver.di-Bildungszentrum nach Gladenbach reist, ist in der Regel an Fakten interessiert. Da geht es in Seminaren um Gesetze, Paragrafen, Tarifverträge, Wirtschaftsdaten und Mitgliederwerbung. Dass man auch an diese harten Themen kreativ herangeht, wird vorausgesetzt. Denn schließlich dreht sich alles um die Welt des Menschen, um seine sozialen Bedingungen, um seine Fähigkeiten und seine Abgründe.

Und weil sich hier auch Gewerkschaft und Kunst berühren, bietet das mittelhessische Bildungszentrum eine Ausstellung von vier Künstler/innen an, die sich mit sehr verschiedenen Stilrichtungen genau diesen Themen widmen. Wer also in das großräumige Foyer, den Innenhof oder in die Gänge zu den Seminarräumen kommt, erlebt eine Überraschung, denn er wird von einer Vielzahl von Gemälden und Skulpturen empfangen.

Unter der Oberfläche

Mitte April wurde die Ausstellung in Anwesenheit der zwei Malerinnen, einer Bildhauerin und eines Malers und Bildhauers eröffnet. Alle Künstler arbeiten nebenberuflich im Rahmen der Kunsthalle Altenkirchen in Rheinland-Pfalz. Denn nur fünf Prozent der Künstler in der Bundesrepublik können von ihrer Berufung leben. Die Vernissage bot die Möglichkeit, den zahlreichen Gästen in Gladenbach ein anderes Medium bekannt zu machen und sich einführen zu lassen.

Barbara Haubrich hat sich als Ärztin der plastischen Darstellungsform verschrieben. Ihr geht es weniger um die naturgetreue Nachbildung des menschlichen Körpers als vielmehr um "den seelischen Zustand unter der Oberfläche". Dabei will sie menschliche Krisen nicht nur darstellen, sondern auch Lösungen anbieten. Brücken überwinden "einen Fluss, einen Abgrund oder auch politische, soziale, kulturelle Gegensätze". Untrennbar zu den Skulpturen gehören ihre Texte, die den Arbeiten eine weitere Dimension geben: "Wir könnten Hüter sein der kühnen Träume, die Spuren bahnen einer neuen Welt." Wäre das nicht auch was für ver.di?

Susanne Kopplin vertritt eine ganz andere Stilrichtung. Sie orientiert sich an der klassischen Ölmalerei und unterrichtet auch in dieser Technik. Bei ihr findet man Stillleben mit Faltenwurf, Menschen- und Tierporträts, gemalt mit dem Sinn für den Altersfleck am Obst und das Unvollkommene.

Wieder anders arbeitet die Künstlerin Elisabeth Kurtenbach. Sie malt hauptsächlich mit Acryl - sowohl abstrakt als auch gegenständlich. Hie und da sind Wortfetzen in ein Bild eingefügt. Sie geben zusätzlich zu denken.

Mittendrin: Herb Schwarz. Er malt, und er ist Bildhauer. Sein Ziel ist es, "das Unsichtbare sichtbar zu machen". Dabei bedient er sich eines Stils, den er "kristallinen Kubismus" nennt. Klare, strenge Linien, Reduktion auf wesentliche Gestaltungsmerkmale. reb