Gleiche Arbeit, ungleiche Besoldung

Beamt/innen | Zwischen den einzelnen Bundesländern gibt es große Unterschiede in der Besoldung von Beamt/innen. Ein Finanzbeamter in der Besoldungsgruppe A10 verdient in Berlin 2879 Euro brutto im Monat, sein Pendant in Baden-Württemberg bekommt 3268 Euro, auch wenn Dienstalter, Tätigkeit und Familienstand identisch sind. Auf dieses Nord-Süd-Gefälle hat ver.di bei einer Fachtagung in Berlin hingewiesen. Diese Entwicklung sei eine Folge der Föderalismusreform. Seither dürfen Bund und Länder Besoldung, Versorgung und Laufbahnrecht eigenständig regeln. "Wir fordern ein, dass die Verabredung in der Koalitionsvereinbarung zwischen CDU und FDP eingelöst wird, eine Bilanzierung vorzunehmen und hieraus Konsequenzen zu ziehen", sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Achim Meerkamp. ver.di befürchtet angesichts dieser Fakten eine Konkurrenz um die Rekrutierung des qualifizierten Nachwuchses, besonders vor dem Hintergrund eines vielfach erkennbaren Fachkräftemangels im öffentlichen Dienst. Besoldungspolitik entwickle sich immer mehr zu einem Instrument des Personalmanagements und der Personalsteuerung, so Meerkamp.

www.verdi.de


Mindestlohn führt nicht zu Jobabbau

Studie | Jüngst hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums die Auswirkungen des Mindestlohns auf die Baubranche untersucht. In dieser Branche gilt seit 1997 der erste Branchenmindestlohn in Deutschland. Das Fazit der Forscher/innen: "Der Mindestlohn im Bauhauptgewerbe hat nicht zu Beschäftigungsverlusten geführt", heißt es in einer Pressemitteilung des RWI.


Nachhaltig wirtschaften

Kongress | Am 8. und 9. Juni veranstaltet der DGB gemeinsam mit dem Deutschen Naturschutzring und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Deutschland in Berlin einen Transformationskongress. Diskutiert werden soll über die Zukunft von Arbeit und Demokratie, die Neuordnung der Wirtschaft, über Verteilungsfragen und die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung.

www.transformationskongress.de


Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif

Berufsbildungsbericht | Anlässlich der Verabschiedung des Berufsbildungsberichts 2012 durch das Bundeskabinett Anfang Mai klagten Arbeitgebervertreter/innen, viele Azubis seien heutzutage nicht ausbildungsreif. "Viele Betriebe sind nicht ausbildungsreif", hält der DGB dagegen. Für eine Expertise hat er Berufe unter die Lupe genommen, in denen in den vergangenen Jahren besonders viele Ausbildungen abgebrochen worden sind. "Wenn junge Menschen als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden und sie keine beruflichen Perspektiven für die Zeit nach der Ausbildung sehen, bewerben sie sich in anderen Branchen", sagt Ingrid Sehrbrock, die stellvertretende DGB-Vorsitzende.

www.dgb.de


Kein Run ausländischer Arbeitskräfte auf Deutschland

Arbeitnehmerfreizügigkeit | Seit einem Jahr gilt in Deutschland die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit auch für Beschäftigte aus einigen der zuletzt der EU beigetretenen Ländern. Innerhalb dieses Jahres sind nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) doch nur 79.000 Männer und Frauen aus diesen acht mittel- und osteuropäischen Ländern nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Das liegt nach Einschätzung des IAB vor allem an Sprachbarrieren und Unterschieden im Ausbildungs- und Bildungssystem. Die meisten von ihnen arbeiten im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung.

www.iab.de


Flexibilität nützt mehr

Arbeitsmarkt | Wenn es um stabile Beschäftigung geht, nützen ausgefeilte Arbeitszeitmodelle mehr als deregulierte Arbeitsverhältnisse. Das hat der Arbeitsmarktexperte Hartmut Seifert in einer Untersuchung der Entwicklung des Arbeitsmarkts während der Wirtschaftskrise festgestellt. Bei der "internen Flexibilität" spiele die Mitbestimmung eine wichtige Rolle, denn Arbeitszeitkonten sind in Betrieben mit Betriebsrat weiter verbreitet als in Betrieben ohne Interessenvertretung. Während der Krise sei es durch Kurzarbeit und vor allem Arbeitszeitkonten in vielen Betrieben gelungen, Entlassungen und Einkommenseinbußen zu vermeiden. Davon hätte der Arbeitsmarkt profitiert.


Weitere Fachkräfte nach Deutschland locken

Lohndumping | Mit einer "Blue Card" will die Bundesregierung mehr hochqualifizierte Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland locken. Dazu hat die schwarz-gelbe Regierungskoalition die Gehaltsschwellen für diese Fachkräfte gesenkt. Sie müssen zukünftig nur noch mindestens 44.800 Euro im Jahr verdienen. Arbeiten sie in einem besonders gefragten Beruf wie dem des Ingenieurs, reicht ein Jahresverdienst von 34.900 Euro. "Wer hochqualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die deutsche Wirtschaft gewinnen will, muss attraktive Arbeits- und Lohnbedingungen sowie einen sicheren Aufenthalt bieten", forderte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Diese Mindestgehaltsgrenzen seien realitätsfremd.


Arbeitslosen droht Armut

Hartz IV | Immer seltener sichert die Arbeitslosenversicherung Erwerbslose gegen das Risiko von Erwerbslosigkeit ab. ver.di-Bundesvorstandsmitglied Elke Hannack wies anlässlich der Arbeitsmarkttagung von ver.di darauf hin, dass mittlerweile mehr als jede/r Zweite bei Beginn der Arbeitslosigkeit keinen Anspruch mehr auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung habe. Vor allem nicht ständig und kurzzeitig befristet Beschäftigte, Selbstständige sowie Geringverdiener/innen seien häufig nicht von dieser sozialen Sicherung erfasst, weil sie Vorraussetzungen wie bestimmte Beitragszeiten nicht erfüllen. Geringverdiener/innen müssten oft ergänzendes Arbeitslosengeld II beantragen.


Befristungen nehmen zu

Absicherung | Fast jeder zweite Neueingestellte steigt heute mit einem befristeten Arbeitsvertrag ins Berufsleben ein. Mittlerweile arbeiten rund neun Prozent aller Beschäftigten mit einem solchen Vertrag. 1996 waren es sechs Prozent. Das hat eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen ergeben. "Die sozialen Risiken der Kurzzeitbeschäftigten haben erheblich zugenommen. Sie müssten besser über das Arbeitslosengeld abgesichert werden", fordert Gerhard Bosch, geschäftsführender Direktor des IAQ.