Warum ist der Staat, also wir alle, arm, obgleich die Zahl der Reichen und Superreichen wächst? Diese Frage stellt man sich auch anderswo, aber hier in Hessen ganz besonders. Jeder kennt den Speckgürtel um Frankfurt, zum Beispiel im Taunus. Und in der Stadt selbst: Die angestammten Einwohner werden verdrängt durch Gutbetuchte. Gewachsene Stadtteile wie Bockenheim oder Bornheim werden gentrifiziert, das heißt, Alteingesessene werden durch steigende Mieten vertrieben. Das Leben wird für sie zu teuer. Das ist die eine Seite von Verarmung und Reichtum.

Zudem tickte vor Wochen auf dem Frankfurter Gewerkschaftshaus eine "Reichtumsuhr" - sie kann im Internet unter www.hessen.verdi.de verfolgt werden. Der Staatsverschuldung in Höhe von rund zwei Billionen Euro steht derzeit ein explodierendes Vermögen gegenüber. Den privaten Reichtum in Deutschland beziffert die Uhr auf rund 7,2 Billionen Euro, und er steigt jede Sekunde um 5888 Euro - kaum vorstellbar. Alle anderen bekommen zu spüren, wie ihnen die Luft abgeschnürt wird. Seien es Einsparungen in den sozialen Leistungen, bei der Bildung, bei Hartz IV oder im Niedriglohnbereich. Unten wird genommen, oben wird gegeben.

Je mehr, desto besser

Das muss sich ändern. Unter dem Motto "Umfairteilen" finden deshalb am 29. September in der gesamten Republik Kundgebungen und Demonstrationen statt. Frankfurt als Bankenmetropole ist vorne mit dabei. ver.di Hessen wird in den Betrieben darüber aufklären, wie sich die Krise auf jeden Bürger auswirkt. Jürgen Bothner, hessischer Landesleiter, ist davon überzeugt, dass der gegenwärtige Prozess umkehrbar ist. Eine Schuldenbremse, die sich in der Regel als Sozialbremse erweist, ließ sich in der hessischen Verfassung nicht verhindern. Nun möchte Bothner einen neuen Start durch eine Vermögenssteuer und eine einmalige Vermögensabgabe, um die notwendigen öffentlichen und sozialen Ausgaben gerecht zu finanzieren und die Verschuldung abzubauen. Los geht es vor dem Frankfurter Hauptbahnhof am Kaisersack, vorbei an der Europäischen Zentralbank durch das Bankenviertel zum Rossmarkt. Dort wird der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske sprechen. Weitere Informationen unter www.hessen.verdi.de