Grenzenlos vernetzt | In seinen Anfängen galt das Internet als Reich nahezu uneingeschränkter Freiheit. Gegenwärtig verwandelt es sich in ein Medium, das aus einem Zustand der Anarchie mühsam in die bürgerliche Gesellschaft eingegliedert wird. Das belegt nicht zuletzt die erbitterte Debatte um die Neugestaltung des Urheberrechts im digitalen Zeitalter. Bislang wurden netzpolitische Fragen überwiegend aus der konfrontativen Sicht von regulierungsfeindlichen Nerds einerseits, profitorientierten Verwertern andererseits erörtert. Umso verdienstvoller erscheint dieser von fünf ver.di-Bundesvorstandsmitgliedern herausgegebene Band, der die verschiedenen Problemfelder der Netzpolitik konsequent aus gewerkschaftlicher Perspektive betrachtet. Eine überfällige Publikation, "denn die digitale Vernetzung verändert Wirtschaft und Gesellschaft, entgrenzt insbesondere die Arbeitswelt in Raum und Zeit und stellt neue Anforderungen an deren humane und soziale Gestaltung".

Die Autor/innen beschäftigen sich in einem guten Dutzend Einzelbeiträgen mit Meinungsfreiheit und -vielfalt im Internet, dem Ausbau breitbandiger Netze in Deutschland und dem E-Government. Es geht um die ambivalente "neue Beweglichkeit" digital vernetzter Arbeit, um Persönlichkeitsrechte am Arbeitsplatz, um Datenschutz und Mitbestimmung in der digitalen Wirtschaft. Weitere Analysen beschreiben Fluch und Segen sozialer Netzwerke und anderer Online-Gemeinschaften. Im Anhang findet sich eine nützliche Dokumentation der Beschlüsse des ver.di-Bundeskongresses 2011 zu netzpolitischen Themen. Fazit der Herausgeber: "Wir haben gute Gründe, uns auf eine Zukunft mit dem Netz vorzubereiten, denn wir werden den Rest unseres Lebens darin verbringen." Günter Herkel

Frank Bsirske/Lothar Schröder/Frank Werneke/Dina Bösch/Achim Meerkamp (Hrsg.): Grenzenlos vernetzt? Gewerkschaftliche Positionen zur Netzpolitik, VSA Verlag, Hamburg, 208 Seiten, 14,80 €, ISBN 978-3899654882