Fünf Tage erkundeten 13 Auszubildende die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Respekt und Mitgefühl zollten sie den Opfern und Überlebenden des Holocaust

13 Auszubildende aus dem Post- und Logistikbereich nahmen vom 15. bis 19. Oktober 2012 an einem bildungspolitischen Seminar in der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar teil. Seit 2007 bietet der Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik Nord/Hamburg Auszubildenden dieses Seminar an, das bewusst in einem ehemaligen Konzentrationslager stattfindet, von 2007 bis 2010 in der Gedenkstätte Auschwitz und seit 2011 in der Gedenkstätte Buchenwald. Fünf Tage lang hatten die Auszubildenden Gelegenheit, sich an diesem Ort mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in Deutschland und den Themen Faschismus und Gewalt auseinanderzusetzen. Sensibilisiert wurde auch ihr Blick für alltäglichen Rassismus, rechte Gewalt und Fremdenfeindlichkeit - es galt, Antworten für die Gegenwart aus der Betrachtung der Vergangenheit zu finden. Daraus erwächst der Mut, sich neonazistischen Tendenzen oder ihrer Verharmlosung entgegenzustellen.

Zeitzeuge Ottomar Rothmann im Gespräch mit Marius Hartig

Dialog der Generationen

Unter dem Titel "Dialog der Generationen" fand während des Seminars ein Gespräch mit Ottomar Rothmann statt, einem der wenigen Überlebenden Buchenwalds, die als Zeitzeugen der Nachwelt noch Auskunft geben können. Die Auszubildenden haben während des Gesprächs die Gelegenheit genutzt, ihre ganz persönlichen Fragen zu stellen, die Rothmann alle mit Geduld und großem Interesse beantwortete. Es empört ihn heute zutiefst, dass Neonazis auf den Straßen dieses Landes ungestraft ihr Unwesen treiben können.

Marius Hartig, Deutsche Post Niederlassung BRIEF Hamburg-Süd: "Bald ist es nicht mehr möglich, mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Deshalb war es mir eine Ehre, Ottomar Rothmann kennenzulernen, ihm Fragen zu stellen und seinen Erzählungen zu lauschen. Es ist einfach unfassbar, wie eine faschistische Ideologie, wie die des Nationalsozialismus, aus Menschen Bestien machen kann, die zu so etwas fähig sind. Mein Respekt und Mitgefühl gilt all den Menschen die gestorben sind, und denen, die überlebt haben."

Neben der Erkundung der Gedenkstätte konnten die Auszubildenden an diesem authentischen Ort Originalfundstücke freilegen und in der Restaurationswerkstatt bearbeiten. Um die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen vor Ort zu verarbeiten und auch im Betrieb mit anderen zu teilen, haben die Auszubildenden Filmbeiträge und Fotocollagen erstellt.

Der im Nachgang zu dem Seminar in der Gedenkstätte Buchenwald 2011 entstandene Beitrag einer jungen Teilnehmerin, Anne Kock, Spedition BLG Logistics, wurde für den Bertini-Preis 2012 vorgeschlagen. Dieser ist unter dem Suchbegriff "Buchenwald - Bunte Vielfalt gegen braune Einfalt" auch auf YouTube zu finden.

Es wäre sinnvoll, diese Form der antifaschistischen Jugendarbeit fachbereichsübergreifend fortzuführen. Denn: Nach diesem Seminar steht für die jungen Teilnehmer/innen fest, dass sie nicht wegschauen und sich somit nicht zu Mittätern machen werden.

"Qui tacet consentire videtur" - Wer schweigt, von dem wird angenommen, dass er zustimmt."