Ausgabe 02/2013
Schließung im Eiltempo
Nach einem Solidaritätstag für Rüsselsheim haben 100 Betriebsratsmitglieder des IT-Konzerns Hewlett Packard am 13. März Alternativvorschläge zum geplanten Kahlschlag gemacht, um Perspektiven für die Beschäftigten zu sichern. Es liege nun am Management, umzusteuern, sagte HP-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Günter Hornung.
Am 1. Februar hatten die Beschäftigten von HP Rüsselsheim per E-Mail erfahren, dass ihr Standort geschlossen wird. Die Botschaft kam, ohne dass der Arbeitgeber zuvor den Betriebsrat informiert hatte. "Ein solcher Umgang mit langjährigen, verdienten Mitarbeitern ist nicht hinzunehmen", kritisiert ver.di-Unternehmensbetreuer Thomas Müller das Vorgehen.
HP plant in Deutschland Massenentlassungen: 1100 Stellen am zweitgrößten Standort in Rüsselsheim, hinzu kommen bundesweit weitere 450 Stellen im Unternehmen. Bereits im letzten Jahr hatte Meg Whitman, die Präsidentin von HP, Stellenstreichungen angekündigt. Europaweit will sie 8000, weltweit 29.000 Arbeitsplätze ihren Sparzielen opfern. Die Beschäftigten hatten sich daraufhin international solidarisiert und Whitman schriftlich aufgefordert, den Stellenabbau zu stoppen.Die jetzt verkündete Schließung in Rüsselsheim entbehre jeglicher Unternehmenslogik, sagt Christine Muhr von ver.di. "Der Standort wurde nur ausgewählt, weil er ins geplante Sparvolumen passt." Dabei könne Rüsselsheim nicht so einfach geschlossen werden, denn der Servicebereich ist in komplexen Arbeitsprozessen standortübergreifend organisiert. Die Beschäftigten arbeiten in vernetzten Teams deutschlandweit und international. Die Teams würden auseinandergerissen, darunter müsse der Service für die Kunden leiden.
Sparkurs ohne Logik
Die sinkenden Aktienkurse haben eher mit Management-Fehlern, überzogenen Gewinnerwartungen und einer unklaren Strategie zu tun, so ver.di. Die Gewerkschaft hat die Geschäftsleitung aufgefordert, ihre Unternehmensstrategie in Deutschland darzulegen und mit Beschäftigten, Betriebsräten und Gewerkschaften neue Wege zur Zukunftssicherung zu entwickeln, anstatt im Eiltempo einen Standort zu schließen und Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Während in Deutschland Stellen gestrichen werden, sucht HP bereits deutschsprachige Mitarbeiter/innen in Europa, um ein kostengünstigeres Service-Center aufzubauen. ml