Raus aus der Befristung: Protest mit Karikatur

"Das habt ihr prima gemacht!" Voll des Lobes waren die Kommentare der Vertrauensleute beim Südwestrundfunk (SWR). Nach zwei Verhandlungen konnte die Gehalts- und Honorartarifrunde mit einem Tarifvertrag abgeschlossen werden, der sich sehen lassen kann. Bei einer Laufzeit von 24 Monaten wurde für alle Beschäftigten eine zweistufige Lohnerhöhung über insgesamt 5,6 Prozent erreicht. Hinzu kommt eine nach Lohngruppen gestaffelte Einmalzahlung, die für die unteren Gruppen 1000 Euro ausmacht. Der tarifliche Jahresurlaub für alle Beschäftigten beträgt künftig 31 Tage. Die Absicht der Geschäftsleitung, den Jahresurlaub kollektiv abzusenken, um den per Gerichtsurteil erhöhten Anspruch von jüngeren Beschäftigten auszugleichen, wurde vereitelt.

Ebenfalls verhindert wurde eine Abkoppelung der Betriebsrenten von der Gehaltsentwicklung. Außerdem will der SWR in Zukunft Auszubildende grundsätzlich in ein Beschäftigungsverhältnis übernehmen. "Darüber haben sich unsere Auszubildenden und Berufseinsteiger richtig gefreut und gejubelt."

Teil des neuen Tarifvertrages ist außerdem eine Absichtserklärung des SWR zum Umgang mit befristeten Beschäftigungsverhältnissen. Gemeinsam am Verhandlungstisch mit ver.di saßen noch der DJV (Deutscher Journalistenverband) und die DOV (Deutsche Orchestervereinigung).

Es ist gut, dass es nach vielen Diskussionen gelungen ist, gemeinsam diese unterschiedlichen Gruppen zu vertreten - sowohl hinsichtlich der Höhe ihrer Einkommen als auch mit Blick auf die Problematik der Befristungen.

Debatte um Regulierung prekärer Beschäftigung

Schwerpunkte der diesjährigen Tarifrunde beim SWR waren nicht nur die Forderung nach mehr Gehalt und Honorar und die Abwehr einer Absenkung des Urlaubsanspruchs. Der ver.di- Betriebsverband stritt auch für die Forderung, in Zukunft keine Befristungen ohne Sachgrund mehr zuzulassen. Dass er mit dieser Forderung auf breite Unterstützung in der Belegschaft des SWR stößt, zeigt eine Unterschriftensammlung, die ver.di im Herbst letzten Jahres startete und bei der mehr als 1 100 Beschäftigte die Forderung unterstützten.

Damit der SWR-Verhandlungsführer, Verwaltungsdirektor Jan Büttner, die Folgen der derzeitigen Personalpolitik jederzeit vor Augen hat, überreichte ihm eine der befristet beschäftigten Kolleginnen zum Auftakt der ersten Verhandlungsrunde eine selbstgezeichnete Karikatur. Dieses Thema bestimmte dann auch zum Leidwesen der SWR-Geschäftsleitung die erste Verhandlungsrunde. Als Erfolg der Verhandlungen kann deshalb eine Erklärung des SWR zu befristeten Beschäftigungsverhältnissen gewertet werden. Die SWR-Leitung erklärt darin ihre Absicht, bestehende Beschäftigungsverhältnisse für Daueraufgaben nicht in befristete und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse umzuwandeln. Den Gewerkschaften werden erweiterte Kontrollmöglichkeiten eingeräumt.