In sechs von sieben ver.di-Bezirken stehen Frauen an der Spitze. Den Bezirk Frankfurt und Region leitet jetzt Rosi Haus

Rosi Haus

von Renate Bastian

Sie heißt Rosi Haus und ist 51 Jahre alt. Bei vielen ver.di-Aktionen im Frankfurter Raum ist sie präsent. Ab sofort als Geschäftsführerin des ver.di-Bezirks Frankfurt und Region. Dazu gehören der Main-Taunus-Kreis, der Hochtaunus, die Wetterau, Offenbach und Frankfurt. Mit insgesamt 350.000 Mitgliedern ist der ver-di-Bezirk der viertgrößte in der Republik.

Rosi Haus wurde in die Gewerkschaftsarbeit quasi hineingeboren, beide Eltern waren gewerkschaftlich engagiert. Und sie selbst hat inzwischen viele Jahre gewerkschaftliche Arbeit in Hessen geleistet, 23 Jahre davon hauptamtlich. Ihre Ausbildung erledigte Rosi Haus auf dem zweiten Bildungsweg, er führte sie auch über die Akademie der Arbeit. Sie studierte Sozialarbeit und Betriebswirtschaftslehre; immer mit Unterstützung ihrer Eltern. Und was vielleicht für den innergewerkschaftlichen Umgang manchmal ganz hilfreich sein kann: Sie kennt sich aus in Mediation und in Spielpädagogik.

Diese Kenntnisse mögen ihr geholfen haben, als es um die Bildung von ver.di in Hessen ging, ganz besonders aber bei der Zusammenführung der sehr unterschiedlichen Bezirke Frankfurt und Offenbach. Denn, so hieß es damals, was die Römer nicht geschafft hatten und auch keine Gebietsreform: ver.di hat es hingekriegt.

Sorgen macht Rosi Haus nach wie vor die hochverschuldete "Pleitestadt" Offenbach. So wurde das städtische Klinikum an den Gesundheitskonzern Sana Kliniken AG verkauft. In der ersten Jahreshälfte 2014 stehen hier 350 Entlassungen an, vorwiegend in den Bereichen Schlosserei, Technik, interne Logistik, Bettenaufbereitung, zentraler Reinigungsdienst, Cafeteria, Kiosk, Servicekräfte, Zentralsterilisation inklusive Transport, Warentransport, Versorgungsassistenten, Patiententransport und Müllentsorgung.

Der medizinische Bereich sei von den Entlassungen nicht betroffen, sagt die Geschäftsführung. "Aber jeder Aufenthalt im Krankenhaus leidet, wenn hinter den Kulissen der Service nicht mehr stimmt", sagt Rosi Haus. Die Gewerkschafterin ärgert besonders, dass die Stadt Offenbach, die unter den Schutzschirm geschlüpft ist, vom Land Hessen zum Verkauf der Klinik gedrängt wurde. Ohne Entschuldung ist nach ihrer Meinung kein Neuanfang möglich: "Die Stadt ist abhängig vom Regierungspräsidenten. Sie selbst bleibt auf den Schulden sitzen." ver.di bemühe sich um Schadensbegrenzung.

Viele Baustellen

Es gibt aber im Bezirk Frankfurt und Region noch weitere Baustellen. Dazu gehört die Medienlandschaft in Hessen. Die meisten Verlage haben sich inzwischen aus dem Flächentarifvertrag verabschiedet, zuletzt die Gießener Allgemeine und die Verlagsgruppe Rhein-Main. In der Eingliederung der Frankfurter Rundschau in die Frankfurter Societäts Druckerei - neben FAZ und FNP - sieht Rosi Haus eine große Gefahr für die Informationsvielfalt (ver.di PUBLIK berichtete).

Redakteur/innen sowie freie Journalist/innen streikten Mitte November erneut für ihre Tarifforderungen. Guter Journalismus braucht gute Arbeitsbedingungen, sagt Rosi Haus. Das gelte auch für den Hessischen Rundfunk. Nach Rosi Haus müssen öffentlich-rechtliche Sender abgesichert und dürfen nicht durch Private in die Enge getrieben werden. Die Streichung von Programmgeldern sei daher kontraproduktiv.

Die neue Geschäftsführerin kann noch andere Dauerthemen aufzählen, die sie im Bezirk Frankfurt und Region umtreiben. Ihr Prinzip lautet: Die Politik muss sich stark machen für die Daseinsvorsorge der Bürger/innen. Die Vergabe von öffentlichen Aufträgen müsse sich daher nach sozialen Kriterien richten und nicht nach dem Grundsatz: "Wo‘s lukrativ ist, kommt der Private, wo‘s schwierig ist, macht es die öffentliche Hand." Auch müssten die Arbeitgeber erkennen, dass sie eine Verantwortung für die Beschäftigten haben. Hier geht es Rosi Haus um Themen wie Leiharbeit, Mindestlohn und die Perspektiven für die Jugend.

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