Auch die Auszubildenden wollen mehr - sie forderten 65 Euro

In der Tarifrunde im Telekom-Konzern konnte ver.di mit ihren Forderungen 200 Mitarbeiter/innen im Kundenservice Chemnitz mobilisieren. Auch die Auszubildenden schlossen sich den Warnstreiks an. Im Tarifangebot der Arbeitgeber war zunächst nichts über sie zu lesen. Hinzu kam, dass man ihnen sogar die Teilnahme an den Streiks absprechen wollte - es betreffe sie ja nicht. Das sah der Auszubildenden-Vertreter Thomas Päßler beim Telekom-Kundenservice in Chemnitz anders. Und so hat er gleich am ersten Tag der Warnstreiks am 18. März bei der Telekom die 79 jungen Leute in der Ausbildung und im dualen Studium über ihre Rechte informiert und sie ermuntert, sich am Warnstreik zu beteiligen.

Junge Leute nicht im Blick

Thomas Päßler ist IT-Systemelektroniker und zurzeit freigestellter Vertreter der Auszubildenden. Zu Beginn eines neuen Ausbildungsjahres laden er und seine Mitstreiter stets die Neuen im Betrieb zu einem Workshop rund um die Themen Mitbestimmung, Rechte der Azubis und Tarifverträge ein. Päßler versteht nicht, dass sein Arbeitgeber die jungen Leute nicht im Blick hat. "Es gibt bei uns erstmals mehr Stellen in unserem Bereich als Bewerber dafür." Die Konkurrenz um gute Mitarbeiter sei gestiegen. Der Schichtbetrieb, das Arbeiten unter Klimaanlagen im Großraum und im Callcenter müssen sich mit den Bedingungen in anderen Berufen messen. Der Einzelhandel, auch in den Telekom-Shops, sei für viele attraktiver geworden - in der Vergütung und bei den Arbeitsbedingungen. Bis 2018 steige mit dem geplanten Netzausbau bei der Telekom der Bedarf an qualifizierten Kolleg/innen in diesem Bereich. Da muss auch eine gute Arbeit mit guter Bezah- lung und eine verlässliche berufliche Perspektive im Mittelpunkt stehen.

Der Einsatz der Auszubildenden in der Tarifrunde hat sich gelohnt. Insgesamt bekommen sie 60 Euro mehr Ausbildungsvergütung in zwei Stufen, rückwirkend zum 1. April 2014 zunächst 35 Euro und zum 1. Februar 2015 weitere 25 Euro.

Ein gutes Ergebnis

In der vierten Verhandlungsrunde haben sich ver.di und die Deutsche Telekom auf folgendes Tarifergebnis geeinigt: Die Gehälter der Beschäftigten steigen in den unteren Entgeltgruppen rückwirkend zum 1. April 2014 um 2,9 Prozent. Beschäftigte in den höheren Entgeltgruppen bekommen zum gleichen Zeitpunkt 2,5 Prozent mehr. Zum 1. Februar 2015 bekommen alle Tarifangestellten einheitlich 2,1 Prozent mehr Geld. Der Landesbezirk hat zudem weitere ver.di-Mitglieder gewonnen - was in einem Bereich, der bereits jetzt einen hohen Organisationsgrad hat, nicht immer einfach ist.