Tina Kowalski, 36, arbeitet auf dem Recyclinghof Nordenham

Couchgarnitur, Fahrrad, Töpfe. Alles, was mir die Kundin nennt, trage ich auf der Sperrmüllkarte ein. Jetzt muss sie nur noch Namen und Adresse ausfüllen, dann kann ich den Auftrag an die Kollegen faxen und der Sperrmüll wird nächste Woche abgeholt. Diese Kundenberatung zählt zu meiner täglichen Arbeit.

Morgens um acht öffne ich mit meiner Kollegin den Recyclinghof in Nordenham. Besonders an warmen Sommertagen warten dann oft schon die ersten vor dem Tor, um uns ihren Gartenabfall zu bringen. Aber den ganzen Tag über kommen Leute zu uns, mit den verschiedensten Arten Müll. Abgerechnet wird nach Volumen. Klar meckert mal einer und sagt, wir seien zu teuer. Ich antworte dann, dass nicht ich die Preise mache, sondern die Politiker - und die haben die Bürger schließlich gewählt. Oft kommen sie dann ins Nachdenken und werden freundlicher. Zurzeit haben wir den Vorteil, dass die Preise gesenkt worden sind. Das freut die Leute. Wir haben viele Stammkunden. Ich wohne selbst in Nordenham, einem Ort mit ca. 27.000 Einwohnern. Da kennt man sich, und weil ich an einer so zentralen Stelle arbeite, werde ich schon mal beim Einkaufen angesprochen.

Mir macht die Arbeit großen Spaß. Dabei bin ich eher zufällig Ver- und Entsorgerin geworden, heute heißt der Beruf Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. 1996, als ich die Realschule abgeschlossen hatte, habe ich 150 Bewerbungen geschrieben, alle in Richtung Büro. Da gab mir mein Vater eine Anzeige, in der Azubis als Ver- und Entsorger gesucht wurden. Ich habe ihm erst mal einen Vogel gezeigt, mich aber trotzdem beworben. Damals war ich das einzige Mädchen auf der Deponie, aber ich habe mich sofort wohl gefühlt. Ich wurde integriert, bin für voll genommen worden und habe eigene Aufgaben bekommen. Bis heute sind meine Kollegen die Besten. Wir sind wie eine kleine Familie.

Insgesamt arbeiten bei der GIB Entsorgung Wesermarsch 73 Leute, hinzu kommen fünf Azubis. Anfang des Jahres haben wir die Müllabfuhr übernommen. Wir sind ein teilprivatisiertes Unternehmen. 2002 wurde ich in den Betriebsrat gewählt, seit 2008 bin ich Betriebsratsvorsitzende. Ich liebe meinen Job. 80 Prozent der Arbeit sind Kundenberatung und -betreuung. Wir sagen den Leuten, welchen Müll sie in welchen Container packen müssen, und geben ihnen Tipps, wie sie was am günstigsten entsorgen. Wir nehmen auch Problemabfall an, also Farben, Lacke oder Gifte. Dazu müssen wir jedes Jahr besonders geschult werden.

Wir schmeißen den Recyclinghof mit zwei Mädels. Es ist viel zu tun, aber im Großen und Ganzen reicht das. Wir mähen auch mal den Rasen, damit es ordentlich aussieht. Ich fahre mit dem Radlader Elektrogroßgeräte in den entsprechenden Container. Am Samstag kommen oft Väter mit Kindern zu uns. Die kleinen Jungs sind beeindruckt vom Radlader. Manchmal ziehe ich dann den Schlüssel ab und lasse sie im Führerhaus Platz nehmen. Büroarbeit hat bei mir einen Anteil von zehn Prozent, wir machen den Monatsabschluss und andere organisatorische Arbeiten. Meist sind wir aber den ganzen Tag draußen, bei Wind und Wetter. Ich würde mich immer wieder für diesen Job entscheiden.

Protokoll: Heike Langenberg

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