Die Arbeitsbedingungen in öffentlichen Verwaltungen unterscheiden sich von denen in der Gesamtwirtschaft in vielerlei Hinsicht: Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit werden als besser empfunden, die körperlichen Beanspruchungen sind meist geringer als im Branchendurchschnitt. Die sozialen und emotionalen Anforderungen werden allerdings als belastender beurteilt. Arbeitsdruck und Hetze sind hoch. Trotzdem sind die meisten Beschäftigten mit ihrer Arbeit zufriedener als andernorts. Sie identifizieren sich überdurchschnittlich mit ihrer Tätigkeit, 88,3 Prozent identifizieren sich sogar stark. Das zeigt eine Studie, die im Auftrag von ver.di auf der Basis der Befragung des DGB-Index Gute Arbeit entstand.

Besser als der Durchschnitt

Beim DGB-Index beurteilen die Beschäftigten aus allen Branchen alljährlich die Arbeitsqualität. Daraus ergeben sich Indexwerte zwischen 0 und 100 Punkten. Werte zwischen 80 und 100 sind gut, unter 50 sind schlecht. Für die öffentlichen Verwaltungen liegt der Gesamtindex laut Sonderauswertung 2012/13 bei 63 Indexpunkten und rangiert somit im unteren Mittelfeld. Im Vergleich dazu beträgt der Wert über alle Branchen hinweg 61 Punkte. "Verwaltungen stehen zwar etwas besser als der Branchendurchschnitt da, haben aber noch längst keine gute Arbeit erreicht", sagt Renate Sternatz, die bei ver.di für die Gemeinden zuständig ist.

Viele Belastungen

Der Teilindex Belastungen liegt laut Studie mit 59 Punkten im unteren Mittelfeld. Zwar empfinden die meisten Beschäftigten die Arbeitszeitlage in öffentlichen Verwaltungen erwartungsgemäß als in Ordnung, allerdings müssen 16,6 Prozent der Beschäftigten ständig erreichbar sein und 10,1 Prozent leisten sehr häufig oder oft unbezahlte Mehrarbeit. Die körperlichen Anforderungen liegen mit 63 Indexpunkten noch im Mittelfeld. Die meisten Verwaltungsbeschäftigten sitzen zwar im Büro, sind aber durch die einseitige Haltung trotzdem belastet. Ein Viertel der Befragten ist widrigen Umwelteinflüssen wie Kälte, Zugluft oder Lärm ausgesetzt.

Problematisch sind die "sozialen und emotionalen Belastungen", sie kommen bei der Bewertung lediglich auf 55 Punkte und liegen damit knapp oberhalb von schlechter Arbeit. Die Gründe sind vielfältig: 28,2 Prozent der Beschäftigten in Verwaltungen erleben bei der Arbeit sehr häufig berufsbedingte Konflikte mit Bürgerinnen und Bürgern. 10,9 Prozent werden bei ihrer Arbeit häufig respektlos und herablassend behandelt. Und jeder Zweite muss sehr häufig seine wahren Gefühle verbergen: 44,4 Prozent der Befragten. 23,7 Prozent empfinden das als belastend.

Zeitdruck und Hetze

Ebenfalls belastend ist, dass die Beschäftigten gehetzt und unter Zeitdruck zwischen mehreren Anforderungen hin- und hergerissen werden. Das Kriterium "widersprüchliche Anforderungen und Arbeitsintensität" fasst diese Belastungen zusammen und schneidet von allen Kriterien am schlechtesten ab. Es liegt mit nur 39 Indexpunkten in der Kategorie "Schlechte Arbeit". Beispielsweise werden drei von vier Befragten, 72,2 Prozent, sehr häufig bei der Arbeit gestört, sei es durch technische Probleme, Telefonate oder Kollegen. Auch fühlen sich 57,7 Prozent sehr häufig oder oft bei der Arbeit unter Zeitdruck.

Als sicher und gut wird die Beschäftigungssituation trotzdem empfunden. Sie erreicht mit 78 Indexpunkten nahezu die Qualitätsstufe "Gute Arbeit". Jedoch gehen nur 34 Prozent der Beschäftigten davon aus, dass die Rente später gut reichen wird. Und die "Betrieblichen Sozialleistungen" wie Vorsorge und Zuschüsse liegen bei der Bewertung auch nur knapp über schlechter Arbeit, sie kommen auf 52 Indexpunkte. "Insgesamt wird die Arbeit als sicher, jedoch längst nicht immer als gut empfunden. Gute Arbeit ist aber unser Ziel. Die Studie zeigt, wo wir ansetzen müssen", sagt Renate Sternatz. M. Lühring

Die Broschüre ist im Internet erhältlich unter www.verdi-gute-arbeit.de