Seit dem Vorstandswechsel bei den Berliner Bäder-Betrieben 2013 verschlechtern sich Angebot und Arbeitsbedingungen zusehends. Nach einer rigiden Preiserhöhung für das Gros der Schwimmer seit Januar 2014 startete die Führungsebene Angriffe auf die Arbeitnehmerrechte. Exemplarisch scheint der "Fall Nadine Nitezki" zu werden. Anfang Februar erhielt die langjährige Fachkraft für Bäder unangekündigten Besuch von BBB-Personalleiterin Andrea Albrecht am Arbeitsplatz: Nadine Nitezki solle umgehend einen neuen Arbeitsvertrag mit einer um zwei Stufen schlechteren Eingruppierung unterschreiben, hieß es. Da sie sich dagegen verwahrte, wurde sie bis auf weiteres ohne Bezüge nach Hause geschickt.

Warum die Personalleiterin - mit Billigung der Vorstände Ole Bested Hensing und Annette Siering - ihre Mitarbeiterin ohne eine korrekte Änderungskündigung herunterstufen wollte, erschließt sich nicht. Tatsächlich ist Nitezki seit rund acht Jahren schwerbehindert und nicht mehr in der Wasserrettung einsetzbar. Genug zu tun gab es für die gut ausgebildete Frau trotzdem. Sie arbeitete in verschiedenen Bereichen der Bäder-Betriebe, so in der Sauna oder an der Kasse. Warum der Vorstand ihr nun einen Vertrag als reine Kassenkraft aufdrängen wollte, ist unverständlich. Die Herabstufung spart auch nicht viel Geld ein, denn Nadine Nitezki arbeitet nur 15 Stunden wöchentlich.

Ein Präzedenzfall

"Ich fürchte, dass meine Herunterstufung zum Präzedenzfall werden soll", sagt sie. Denn es gebe stets Fachkräfte, die wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr in der Wasserrettung arbeiten können. Dass sie weiterhin vielfältig einsetzbar wäre, bewies Nitezki auch mit einer Weiterbildung in Erster Hilfe. Doch ihr Arbeitgeber zeigt keine Bereitschaft zum Einlenken. Die Änderungskündigung reichte er nach; Personalrat und Einigungsstelle widersprachen. Ein Gütetermin vor dem Berliner Arbeitsgericht brachte keine Annäherung. Entschieden wird nun vor Gericht Ende September. Dieter Korte von ver.di Berlin/Brandenburg verweist darauf, dass Nitezki mit ihrer Schwerbehinderung jahrelang bei gleicher Eingruppierung beschäftigt wurde. "Es ist nicht zu verstehen, warum der Arbeitgeber gerade jetzt die Auseinandersetzung sucht, wo den Bäder-Betrieben mindestens 80 Leute fehlen." Durch fehlerhafte Planung für den Sommer habe sich der neue Vorstand in diese Situation manövriert. Eine qualifizierte Kraft wie Nadine Nitezki würde eigentlich dringend benötigt. G. Giese