Hohe Streikbereitschaft für die Verteidigung des freien Samstags herrschte auch in der Bankenmetropole Frankfurt/Main

von Renate Bastian

Frankfurt am Main ist das Bankenzentrum schlechthin in der Republik. Auch auf der internationalen Rangliste steht Mainhattan mit seiner Skyline ganz oben. Auf einen guten Platz wollten nun auch die Beschäftigten in Bezug auf ihre sozialen Rechte, nicht nur in Frankfurt, sondern in allen Finanzstandorten von Hessen. Es ging um die notwendige Verbesserung der Einkommen, um Vorruhestand und Übernahme der Auszubildenden. Soweit, so normal. Nun aber kamen die Arbeitgeber mit der Forderung nach Samstagsarbeit daher, angeblich untrennbar verbunden mit den Tarifforderungen. Das beantworteten die hessischen Bank-Beschäftigten, wie auch in anderen Bundesländern, Ende Juni mit Warnstreiks und Aktionen auf der Straße.

Rund 1500 kamen in Frankfurt nicht nur in Anzug und Stöckelschuhen, sondern auch mit Trillerpfeifen und einer gehörigen Portion Widerstandsgeist. Samstagsarbeit ist für sie ein "No Go". Manche, so Leonhard Regneri, Personalratsratsvorsitzender bei der Frankfurter Sparkasse, sagen sich in nüchterner Entschlossenheit: "Immer wieder auf die Gass!"

Der Samstag gehört mir

Regneri ist auch als Mitglied der Bundestarifkommission zuständig und zieht Bilanz. "Es wurden ja bereits in den vergangenen Jahren derartige Versuche gegen den arbeitsfreien Samstag gestartet. Sie sind sogar aus Sicht der Arbeitgeber schief gegangen. Dann kommen neue Chefs mit dem Ehrgeiz, gescheiterte Projekte aufzuwärmen." Wer schließlich, so fragt er, will am Samstag Bankgeschäfte erledigen? Der Normalkunde geht an den Automaten, wenn das Bargeld nicht für den Einkauf reicht. Der große Finanzjongleur verläuft sich auch sicher nicht an den Samstagsschalter. Nach Regneris fester Überzeugung bleibt nur ein Motiv: Die Arbeitgeber wollen den Zugriff auf die Arbeitskräfte ausweiten und im Handstreich die Tarifverträge flexibilisieren. Und wenn der Samstag als arbeitsfreier Tag verspeist ist, folgt der Appetit auf den Sonntag.

Mit Schirm, Charme und Melone

Bei der diesjährigen Tarifbewegung ging es für die Bankangestellten zentral um Lebensqualität. Die Beschäftigtengruppen setzten sich unterschiedliche Schwerpunkte. Wer weniger auf dem Gehaltszettel stehen hat, brauchte die Tarifforderung unbedingt. Alle wollten Verbesserungen für die Jugend und für das Alter. Als Provokation empfanden die Beschäftigten gemeinsam in ganz Hessen das Arbeitgeber-Combipaket Gehalt und Samstag. Birgit Braitsch, ver.di-Fachbereichsleiterin, sagt nach dem inzwischen erzielten Abschluss: "Nun haben wir aber ein vernünftiges Ergebnis." Und ist sich sicher, dass Hessen "auf der Matte" gestanden hätte, wenn weitere Warnstreiks nötig geworden wären. Wichtigstes Ziel waren zunächst einmal vernünftige Verhandlungen. Birgit Braitsch: "Dass man dafür erst streiken muss...". Wenn es sein muss, mit Schirm, Charme und Melone - unter anderen bei der Commerzbank, der Deutschen Bank und der NASPA und Fraspa in Frankfurt und Wiesbaden und anderen hessischen Städten.

Bericht Seite 6