Ausgabe 08/2014
Altenpflege: Wir wollen durchhalten
Heidi Leps
ver.di publik - Du arbeitest in der K&S-Seniorenresidenz in Dessau. Was ist das für eine Einrichtung?
Heidi Leps - Unsere Einrichtung ist noch keine zwei Jahre alt und ein schönes und modernes Haus mit 129 Pflegeplätzen in vier Wohnbereichen. 60 Kolleginnen und Kollegen arbeiten hier - vorwiegend in der Pflege und der Ergotherapie und eine Kollegin in der Verwaltung.
ver.di publik - Warum wollt Ihr nun einen Betriebsrat wählen?
Leps - Wir sind schon mittendrin. Der Wahlvorstand ist bereits aktiv. Schon lange haben wir darüber nachgedacht, denn bei uns im Haus läuft einiges schief. Es ist kein angenehmer Umgang der Geschäftsführung mit uns Beschäftigten. Ständig werden Kollegen aus der Freizeit geholt, der Nachtdienst muss oft länger bleiben, zu oft gibt es den kurzen Schichtwechsel, und die Überstunden häufen sich. Dazu kommen Arbeitsverdichtung und kein guter Ton seitens der Geschäftsführung. Kurzum: Wir wollen da einiges ändern, mitbestimmen und vernünftige Arbeitsbedingungen, wir wollen weiter gern in unserer Seniorenresidenz arbeiten.
ver.di publik - Im Moment geht es aber Richtung Konfrontation?
Leps - Ja, als unsere Kollegin Anja Specht im Oktober der Geschäftsführung die Einladung zur Wahlversammlung übergab, wurde ihr auf der Stelle gekündigt, und sie wurde sofort beurlaubt. Da geht es nun in einen Rechtsstreit. Den Kontakt zu ver.di bauen wir aus. Ich selbst bin seit Oktober Mitglied. Aber wir wollen nicht lockerlassen, die Schulung des Wahlvorstandes haben wir schon mit ver.di-Hilfe absolviert, und es ist uns inzwischen gelungen, den Wahltermin auf den 7. Januar festzulegen.
ver.di publik - Was sind Eure Ziele?
Leps - Wir sind eine von bundesweit 30 Seniorenresidenzen von K&S. Und wir sind die erste Einrichtung, die einen Betriebsrat wählen will. Schon deswegen wollen wir durchhalten. Aber in erster Linie wollen wir für uns erreichen, dass die betrieblichen Probleme gelöst werden. Dazu gehört auch, dass die Stundenzahlen für die Beschäftigten von 20 auf 30 erhöht werden. Dadurch ist einiges von der Arbeitsverdichtung abzufangen, und die Überstunden können so reduziert werden. Ein nächstes Ziel soll ein Tarifvertrag sein.