Immer schön der Reihe nach - Postbank-Beschäftigte in München unterwegs für den Erhalt des Kündigungsschutzes

Von März bis Ende April wurden die Filialen der Postbank bestreikt. Die Filialen gehören der Postbank, die wiederum eine Tochter der Deutschen Bank ist, sie bieten aber auch Serviceleistungen der Post an. Die Deutsche Bank wollte wegen ihrer Pläne, die Postbank zu verkaufen, den Kündigungsschutz nicht verlängern, der seit 20 Jahren bestand. Für diesen Kündigungsschutz haben die Kolleginnen und Kollegen gestreikt. Das Ergebnis: David hat es Goliath gezeigt. Der Kündigungsschutz besteht weiter, er währt bis zum 30. Juni 2017. Damit hat ver.di in der Postbank Geschichte geschrieben. Wie haben das die Beschäftigten erlebt, die das historische Ereignis erst möglich gemacht haben? Wir haben uns bei der ver.di-Betriebsgruppe der Postbank Filialvertrieb AG in München umgehört. Otto Pflaume, der Betriebsgruppenvorsitzende, stand uns für dieses Interview zur Verfügung.

ver.di publik - Otto, der Betrieb in München war eine der Streikhochburgen im Postbank Filialbereich bundesweit. Ihr habt schon vor dem Erzwingungsstreik an insgesamt 17 Tagen gestreikt. Was musstet ihr tun, um so erfolgreich einsteigen zu können?

Otto Pflaume - An den 17 Warnstreiktagen waren 42 Filialen des Betriebs München geschlossen. Manche davon blieben gleich zwei Tage zu, so die Filialen in Grafing und Taufkirchen. Hier hat sich die jahrelange Zusammenarbeit mit den ver.di-Vertrauensleuten in den Filialen bewährt. Durch ständige Informationen der Vertrauensleute waren die Kolleginnen und Kollegen immer auf dem aktuellen Stand und wussten rechtzeitig von den Streikplanungen.

ver.di publik - Ihr seid über eine große Fläche verstreut. Es gehören nicht nur die Münchner Filialen zu eurem Betreuungsbereich, vielmehr geht euer Bereich weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Wie habt ihr es geschafft, all die Leute zu erreichen?

Pflaume - Wir haben einen E-Mail-Verteiler aufgebaut, mit dem wir die Vertrauensleute in den Filialen kontaktieren. Wir von der örtlichen Streikleitung waren immer telefonisch erreichbar. Es stellte sich schnell heraus, dass die Streikbereitschaft sehr hoch war und dass die Infos darüber, welche Filialen gestreikt haben, bei vielen weiteren Filialen eine große Dynamik ausgelöst haben.

ver.di publik - Im April gab es dann die Urabstimmung für einen Erzwingungsstreik. Welche Stimmung war da bei den Beschäftigten zu spüren? Gab es da schon so etwas wie Streikmüdigkeit?

Pflaume - Ganz im Gegenteil. Es herrschte richtige Aufbruchstimmung. Hier kam der hohe ver.di-Organisationsgrad bei uns zum Tragen, den wir auch noch einmal deutlich erhöhen konnten. Ohne dieses Engagement der Kolleginnen und Kollegen vor Ort wäre es nicht möglich gewesen, 63 verschiedene Filialen - das sind zwei Drittel unseres Filialnetzes - mehrtägig zu schließen. Die Streikbereitschaft lag bei fast 100 Prozent.

ver.di publik - Was hat dich beziehungsweise euch als Betriebsgruppe, besonders beeindruckt?

Pflaume - Am meisten waren das die Solidarität und die Einsatzbereitschaft in den Filialen. Hier haben sich alle sehr solidarisch verhalten. Die verbeamteten Kolleginnen und Kollegen durften ja nicht streiken und mussten in vielen Filialen den Betrieb aufrechterhalten. Da gab es ein sehr großes Verständnis und wechselseitige Unterstützung. Toll war auch die Zusammenarbeit in der örtlichen Streikleitung in München. Kurzum: Dieser Streik hat alle ver.dianer in unserer Betriebsgruppe noch enger zusammengeschweißt.