Ausgabe 04/2015
Konflikt: Delivery oder arbeitslos
Frankfurt, Ende Mai: Postler lassen sich ihren Schneid nicht abkaufen
In der zweiten Maihälfte rollte bereits die vierte Streikwelle über die hessischen Briefkästen. 3400 Postler/innen beteiligten sich. Die Gangart der Post AG ist scharf. Auf Biegen und Brechen will man die Auslagerung von Brief- und Paketdiensten in 49 Tochterfirmen namens "Delivery" durchdrücken. Dort werden ehemals befristet Eingestellte unbefristet zu schlechteren Bedingungen beschäftigt. Schon bei der Anwerbung für die neuen Jobs soll es nicht eben freundlich zugegangen sein. Nach dem Motto "Friss, Vogel, oder stirb", stellte man diejenigen, deren Verträge ausliefen, vor die Alternative, arbeitslos zu werden oder schlechtere Bedingungen nach dem Tarif Speditionen/Logistik zu akzeptieren. Das macht ein Minus von bis zu 30 Prozent aus.
Die Post AG verstärkt den Druck auf die Streikenden. Die Angst unter den Beschäftigten wird geschürt. Entlassung, Verlust auch einer noch so kleinen Funktion in der Posthierarchie - vor keiner Drohung schreckt man zurück. ver.di will mit den Streiks erreichen, dass die vertragswidrigen Auslagerungen zumindest gestoppt und die Arbeitsplätze bei der Mutter Post AG durch Arbeitszeitverkürzung gesichert werden. Auch die Situation der Auszubildenden macht ver.di Sorgen. Wer in ländlichen Regionen ausgebildet wurde, hatte bisher die Aussicht auf einen wohnortnahen Arbeitsplatz. Nun gibt es nur Delivery oder Befristung. Die Postler lassen sich aber ihren Schneid nicht abkaufen. In Limburg trafen sie sich zu einem gemeinsamen Streiktag mit den Erzieher/innen und Sozialarbeiter/innen.
reb