Ausgabe 04/2015
ver.di soll jünger werden
Wollen einfach machen: Paul Pjanow (links) und Daniel Herold
von Birgit Tragsdorf
Der neue Landesbezirksleiter hat sie schon in seiner Antrittsrede zur Chefsache erklärt: Die Jugendarbeit im Landesbezirk werde zu seinen vorrangigen Aufgaben gehören, hatte Oliver Greie gesagt. Und der ebenfalls neu gewählte Vorstand der ver.di Jugend im Landesbezirk hat ihn auch gleich zu seiner ersten Sitzung eingeladen. Dort gab es einen ersten Austausch darüber, was in den nächsten vier Jahren notwendig und möglich sein könnte.
Daniel Herold, der Landesjugendsekretär, und Paul Pjanow, Vorsitzender des Landesbezirksjugendvorstandes, stellten die wichtigsten Vorhaben vor und beschrieben auch die Brachen, die es zu bestellen gilt: "Unser wichtigstes Anliegen muss es sein, den Anteil junger Leute, und da sind Kolleginnen und Kollegen unter 28 Jahre gemeint, in unserer Gewerkschaft zu verdoppeln. Und der Ausgangswert ist mit 8,5 Prozent nicht sehr üppig", beschreibt Daniel das Ziel. Das müsse eine Gesamtaufgabe von ver.di sein, da ist er sich sicher.
Warum nicht mit dem demnächst beginnenden neuen Ausbildungsjahr loslegen? "Da wollen wir mit der ersten Ansprache bei den neuen Auszubildenden überzeugend rüberkommen. Unser Plan ist, in drei konkreten Schritten vorzugehen: Begrüßung im Betrieb, dann zum Zweiten Angebote machen für Workshops oder Berufsstarterseminare und schließlich der Gang in die Betriebe, um dort die Jugendlichen noch einmal gezielt anzusprechen." Das ist nun kein neuer Plan, aber in der konkreten Umsetzung gilt es einiges aktiver und besser zu gestalten als bisher, sind sich Daniel und Paul einig.
Die Arbeit in den Berufsschulen ist ein Schwerpunkt, für die Haupt- und Realschulen gibt es ebenfalls konkrete Vorstellungen: Die ver.di Jugend hat im Landesbezirk einen Arbeitskreis Lehrmaterial gebildet, ein weiterer wichtiger und neuer Punkt ihrer Arbeit. "Wir wollen Lehrmaterial erstellen, um das Wissen von Schülerinnen und Schülern in Sachen Demokratie und Gewerkschaft verbessern zu können", sagt Paul. Dazu soll Kontakt zu Lehramtsstudenten hergestellt und verlässliches Unterrichtsmaterial erarbeitet und angeboten werden. In der Perspektive stellen sie sich sogar den Aufbau einer Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer vor. Und sie wollen eine Rückkoppelung suchen, um zu erfahren, was bei den Schüler/innen an Wissen über Demokratie und Mitbestimmung da ist. So könne man sich besser auf gefragte Themen einstellen. Verknüpft werden die Kontakte zu den Schulen auch stets mit dem Angebot der schon bekannten Workshops zu Demokratie und Courage.
Jugendarbeit für alle
Aber auch innerhalb von ver.di muss einiges verändert werden. Daniel beschreibt, wie er sich die Zusammenarbeit mit den Fachbereichen vorstellt: "Wir brauchen eine bessere Vernetzung, um in den Ausbildungsbetrieben die Jugendlichen erreichen zu können und zusammen mit den Betriebs- und Personalräten bessere Angebote für sie zu entwickeln." Damit ist nicht nur die Arbeit der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) gemeint. Der Jugendvorstand glaubt, dass es ihm gelingen könnte, junge Kolleginnen und Kollgen besser auf den Listen zu den Wahlen der Betriebs- und Personalräte zu platzieren. "Ideal wäre ein Mentorenmodell, bei dem erfahrenen Kollegen ein junger Mensch zur Seite gestellt wird, zum Lernen und zum Durchsetzen von Interessen der jungen Leute." Gleiches stellen sie sich auch für den Landestarifausschuss vor. So könnte die bundesweite Jugendtarifkampagne mitgestaltet werden. Daneben sollen interessante Jugendseminare angeboten und um deren Auslastung geworben werden.
Konkret wird's im Juni mit der Aktionswoche "Gute Arbeit - guter Lohn". Auf den Christopher Street Days wird man sie finden, dort bringen sie sich ein in die Diskussion bei dem Thema Diversität. Sie wollen aktiv sein und wünschen sich, dass ihre ver.di-Kollegen nicht immer reinreden bei Aktionen und Kampagnen. "Wir gehen eben anders vor, forscher, mit unserer Sprache wollen wir unsere Anliegen auf den Punkt bringen. Das kann auch mal schrill und bunter sein", sagt Paul Pjanow und Daniel stimmt zu. "Wir können die Jungen ja nicht mit Endlosdebatten, Regularien und langweiligen Demos motivieren. Wir werben um Vertrauen. Lasst uns doch einfach mal machen", sagt Paul.
Mehr Infos unter: www.jugend-sat.verdi.de