Bei einer Anhörung im Hessischen Landtag ging es am 10. Juni um die Situation auf dem Zeitungsmarkt. Dass die Vielfalt der Presse wichtig für eine lebendige und funktionierende Demokratie sei, darin war man sich einig. Dazu bedürfe es allerdings auch der Unterstützung durch die Politik. Der Gießener Medienwissenschaftler Henning Lobin stellte fest, dass seine Studierenden "kaum noch Zeitung lesen". Er widersprach anderen Experten, die davon ausgehen, dass noch nie so viele Medien konsumiert worden seien wie heute - nur eben nicht mehr gegen Bezahlung.

Manfred Moos, ver.di-Landesfachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie, beklagte, dass sich immer mehr Verlage aus der Tarifbindung verabschieden. Dadurch sei auch die Ausbildung gefährdet. Durch die andauernde Tarifflucht werde zudem der Beruf des Journalisten immer unattraktiver. In Hessen sei seit dem Jahr 2000 jede fünfte Stelle in den Redaktionen weggefallen. Besonders krass die Situation bei der Frankfurter Rundschau, die einmal fast 2000 Beschäftigte in Verlag und Druckerei hatte; heute seien es noch 35. Nur noch fünf Tageszeitungen in Hessen sind laut Manfred Moos tarifgebunden. In Nordhessen dominiert die Ippen-Gruppe, in Südhessen demnächst die Verlagsgruppe Rhein-Main.

Besonders schlimm sei die Lage auch in den Lokalredaktionen, die ebenfalls vom Sparkurs betroffen seien. "Dadurch verliert die Zeitung ihre eigentliche Kompetenz", sagte Moos. Und auch das Argument, dass Fernsehen und Hörfunk den lokalen Markt ebenso gut bedienen könnten, ließ der Gewerkschafter nicht gelten. Schließlich würden die digitalen Medien oft erst auf lokale Ereignisse aufmerksam, wenn Lokalzeitungen darüber berichtet hätten.