Das Bundesverwaltungsgericht hat im vergangenen Jahr die hessische Bedarfsgewerbeverordnung in Teilen für nichtig erklärt. Damit setzte das Gericht der Sonntagsarbeit in diesem Bundesland wieder engere Grenzen. Betroffen davon sind auch Callcenter in Hessen (ver.di publik berichtete). Der bei ver.di für Callcenter zuständige Fachbereich "Besondere Dienstleistungen" sammelt jetzt Unterschriften bei Callcenter-Beschäftigten, um eine weitere Ausdehnung der Sonntagsarbeit in Callcentern zu verhindern.

"Callcenter können bei Bedarf und Nachfrage an sechs Tagen rund um die Uhr 144 Stunden lang erreichbar und tätig sein", sagt der zuständige Bereichsleiter Ulrich Beiderwieden. Damit könnten die Bedürfnisse von Kunden und die geschäftlichen Aktivitäten der Anbieter in guten Einklang miteinander gebracht werden. Umfragen der Callcenter-Betreiber, nach denen Kund/innen am Sonntag insbesondere nach technischer Beratung verlangen, weist er als "nicht repräsentativ" zurück.

Routine am Sonntag?

"Es entsteht immer mehr Druck, dass auch sonntags gearbeitet werden soll", sagt Christian Szepan. Er ist Betriebsratsvorsitzender am Standort Münster eines bundesweit tätigen Callcenter-Dienstleisters. Zugleich ist er Mitglied des Bundesfachbereichsvorstands. Er hat festgestellt, dass die Arbeitgeber generell versuchen, immer mehr Aufgaben auf Sonntage zu verlagern. Grundsätzlich gebe es natürlich Aufgaben, die auch an einem Sonntag erledigt werden müssten, wie zum Beispiel das Sperren von Kreditkarten. Jedoch sieht Szepan die Gefahr, dass immer mehr Routinearbeiten auf Sonn- und Feiertage verlagert werden, die auch innerhalb der Woche erledigt werden könnten.

Zwar seien Zuschläge für die Sonntagsarbeit üblich, aber oft so gering, dass sie für die Arbeitgeber nicht weiter ins Gewicht fielen. Szepan habe die Erfahrung gemacht, obschon in der Branche niedrige Löhne gezahlt werden, würden in sehr vielen Fällen die Callcenter-Beschäftigten trotz der geringfügigen Sonntagszuschläge lieber zu Hause bleiben. Der Betriebsratsvorsitzende warnt, dass die Teilhabe am privaten und öffentlichen Leben durch regelmäßige Sonntagsarbeit stark eingeschränkt werde. Zusammen mit schlechter Entlohnung und belastenden Arbeitsbedingungen könne sich das negativ auf die Gesundheit der Callcenter-Beschäftigten auswirken.

Mit der jetzigen Unterschriftensammlung will ver.di das Anliegen stärker in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken: Es dürfe keine Ausnahmeregelung von einem generellen Verbot der Sonn- und Feiertagsarbeit in Callcentern geben, so Beiderwieden. Damit will der zuständige ver.di-Fachbereich Besondere Dienstleistungen seine eigene Position darlegen, bevor der Gesetzgeber - unter Umständen sogar noch in diesem Herbst - eine Neuregelung vorlegt.

hla

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