Karstadt Mönchengladbach-Rheydt: Es geht auch ohne Schließung

Bereits im Mai hatte der Karstadt-Aufsichtsrat die Schließung weiterer Warenhäuser für das Jahr 2016 angekündigt. Im Sommer einigten sich Arbeitgebervertreter und Betriebsräte auf einen Interessenausgleich und den Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten. Doch die einzig wirklich gute Nachricht im Zusammenhang mit Karstadt wurde vorher bekannt: Das Karstadt-Haus in Mönchengladbach-Rheydt wird nun doch nicht zum 30. Juni 2016 geschlossen. Die Stadtpolitiker haben sich ins Zeug gelegt und für den Erhalt des Hauses gekämpft. Am Ende konnte die städtische Entwicklungsgesellschaft für einen "mittleren einstelligen Millionenbetrag", wie sie erklärte, dem Karstadt-Immobilienbesitzer Highstreet das Warenhaus abkaufen. Karstadt-Chef Stephan Fanderl wiederum verpflichtete sich, das Traditionskaufhaus an dem Standort mindestens zehn Jahre lang weiterzuführen.

Riesige Freude

"Die Freude und Erleichterung bei den Kolleginnen und Kollegen war riesig, als die Entscheidung bekannt wurde", sagt Ursula Richter, die Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt Mönchengladbach-Rheydt ist und seit 39 Jahren dort arbeitet. "Das Unternehmen hat bisher noch nie eine Schließungsankündigung zurückgenommen." In Mönchengladbach waren Betriebsrat, Stadtratspolitiker, Oberbürgermeister und nicht zuletzt die städtische Entwicklungsgesellschaft äußerst rührig, um das angedrohte Aus der Warenhausfiliale zu verhindern.

Bis Ende Oktober wird das Haus nun umgebaut; dabei bleiben zwar alle Abteilungen erhalten, bekommen aber weniger Fläche als bisher, da das Untergeschoss künftig an mehrere Fremdfirmen vermietet wird. Die zurzeit rund 80 Beschäftigten werden zu den aktuellen Konditionen - also ohne Tarifbindung - weiterbeschäftigt. "Einige wollen freiwillig gehen, aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen", sagt Ursula Richter. Für diese Beschäftigten gelten die Konditionen des Interessenausgleichs und Sozialplans, die für die vier von der Schließung betroffenen Filialen ausgehandelt wurden.

Es geht um die Immobilien

Für die rund 580 Mitarbeiter/innen von Karstadt in Recklinghausen, Bottrop, Dessau und Neumünster steht im kommenden Jahr das Aus der Häuser bevor. Auf der Grundlage des vom Gesamtbetriebsrat ausgehandelten Rahmensozialplans einigten sich Arbeitgeber und Betriebsräte auf die Details bei den Abfindungen und die Einrichtung einer Transfergesellschaft. Die Arbeitgeber kündigten außerdem an, kurzfristig kostenlose Bewerbungsschulungen für die von den Schließungen betroffenen Beschäftigten anzubieten. Während es aus der Karstadt-Chefetage hieß, dass die Schließungen wegen der starken Konkurrenz durch Einkaufscenter und wegen rückläufiger Einwohnerzahlen unumgänglich seien, kritisierte Arno Peukes vom ver.di-Fachbereich Handel die neuerlichen Schließungen scharf: "Wir haben immer wieder darauf verwiesen, dass die Häuser mit neuen Konzepten eine klare Entwicklungschance gehabt hätten. Das Beispiel Mönchengladbach-Rheydt zeigt ja, welche Möglichkeiten es gibt. Doch die Karstadt-Chefs stellen mit diesen vier Schließungen wieder unter Beweis, dass es ihnen vor allem um die Immobilienverwertung geht."

Der österreichische Unternehmer René Benko hatte Karstadt erst 2014 komplett übernommen; er ist in der Vergangenheit vor allem mit Immobiliengeschäften reich geworden. Im April und im Juni dieses Jahres wurden sechs Karstadt-Häuser mit rund 2.400 Beschäftigten geschlossen. Obwohl Benko nach der gescheiterten Übernahme von Kaufhof angekündigt hatte, Karstadt weiter zu betreiben, hat er bisher weder in die Warenhäuser investiert noch innovative Ideen umgesetzt. "Durch den Einsatz von immer mehr Warenservice- und Kassenteams anstelle der bewährten Verkaufskräfte verschlechtert sich zudem die Beratungsqualität beim Einkauf", sagt Arno Peukes. Im Moment spricht leider einiges dafür, dass gute Nachrichten wie die aus Mönchengladbach die Ausnahme bleiben.