Die Debatte zur Arbeitszeit und Arbeitszeitverkürzung im ver.di-Bezirk Stuttgart geht weiter. Nach der Betriebs- und Personalrätetagung 2014 fand am 24. Oktober 2015 ein gemeinsam von ver.di und der Rosa-Luxemburg-Stiftung organisierter Arbeitszeitkongress statt. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie Gewerkschaften in der Arbeitszeitpolitik wieder handlungsfähig werden können. Und: Wie ist der aktuelle Stand der Angriffe und Kämpfe um die Zeit bei ver.di und anderswo? Wie steht es um die konkreten Beschlüsse der Bundeskongresse von ver.di und IG Metall?

Referenten waren Steffen Lehndorff, Arbeitsmarktforscher am Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen, und Sybille Stamm, Politologin und ehemalige Landesbezirksleiterin der ver.di-Baden-Württemberg. Steffen Lehndorff führte aus, dass "Arbeitszeitverkürzung heute (...) als Instrument zur Beschäftigungssicherung in Krisensituationen gesehen wird", der Schluss aber, dass damit Beschäftigungsaufbau bewirkt werde, sei falsch. Aufgrund der Ausdifferenzierung der tariflichen und tatsächlichen Arbeitszeiten, so Lehndorff, "gibt es nicht mehr eine Zahl um die sich alles versammeln würde".

Stillstand ist Rückschritt, das gilt für die Arbeitszeit in besonderem Maße. Sybille Stamm widersprach der These, dass Arbeitszeitverkürzung nur zur Beschäftigungssicherung akzeptiert werde. Arbeitszeitkonzepte müssten die Lebensbedürfnisse der Menschen umfassen. Die Basis der auf Lebensabschnitte bezogenen Arbeitszeiten sei daher das Normalarbeitsverhältnis. Es gehe mitnichten nur um eine andere Verteilung der Arbeitszeit, sondern um mehr eigenbestimmte Zeit in der Arbeit. "Zeitfragen sind Machtfragen", so Stamm. "Kämpfe um die Zeit sind Konflikte mit politischem Grundsatzcharakter."

In den Workshops ging es darum, wie die gewerkschaftliche Debatte intensiviert werden kann. Der ver.di-Bezirk plant auch 2016 einen Arbeitszeitkongress.