Deins ist Meins - Ein ganzer Wirtschaftszweig hat sich das Prinzip des Teilens zu eigen gemacht, die sogenannte Sharing Economy. Die Mischung aus hochkommerziellen und Non-Profit-Unternehmen kennzeichnet die Branche immer noch, allerdings nimmt der Anteil der nicht kommerziellen Angebote beständig ab. Doch die kommerziellen Anbieter geben vor, Teil eines guten Systems zu sein. Davon wollen sie profitieren.

Der Autor Tom Slee hat sich für sein Buch die Branche genauer angesehen. Getrieben hat ihn dabei das Gefühl, dass die Sharing Economy ihn mit ihrem vermeintlichen Anspruch an edle Motive betrügt. Exemplarisch ausgesucht hat er sich die Unternehmen Uber (Personentransport) und Airbnb (Vermittlung von Ferienquartieren). Beide verdienen mittlerweile viel Geld damit, im Internet Vermittlungsplattformen bereitzustellen. Aus diesem Grund sieht Uber sich auch nicht als Arbeitgeber, der sich um angemessene Entlohnung und Arbeitsschutz kümmern muss. Dieses Risiko tragen die Fahrer/innen, die als Subunternehmer/innen tätig sind, und letztlich auch die Fahrgäste. Auch Airbnb umgeht so Gesetze und Vorschriften, die für klar erkennbare professionelle Vermieter gelten.

So werden etablierte Anbieter verdrängt, und damit auch sicherere Arbeitsplätze, bessere Bezahlung und höhere Sicherheitsstandards. Die Preise werden gedrückt, die Plattformen verdienen - und mit der Idee des nachbarschaftlichen Teilens hat das alles gar nichts mehr zu tun. hla

Tom Slee: Deins ist Meins. Die unbequemen Wahrheiten der Sharing Economy, übersetzt von Ursel Schäfer, Verlag Antje Kunstmann, München, 271 Seiten, 22,95 €, ISBN 978-3956141041


Damit es Oma gut geht - In Deutschland haben Arbeitsplätze in Privathaushalten in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Zu den wichtigsten Gruppen zählen Pflegekräfte, meist Frauen, die oft ältere Menschen rund um die Uhr betreuen. Geschätzt soll es hierzulande mittlerweile bereits 100.000 bis 200.000 sogenannte Live-In-Pflegerinnen geben, oft stammen sie aus Mittel- und Osteuropa. Sie wohnen mit in den Privathaushalten und sind damit 24 Stunden, Tag und Nacht, und sieben Tage in der Woche verfügbar.

Doch Bezahlung und Arbeitszeit stehen nur in Ausnahmefällen in einer angemessenen Relation. Während es in anderen europäischen Ländern zumindest erste Ansätze zu einer Regulierung gibt, lässt die deutsche Politik diesem Wildwuchs weitgehend freien Lauf. Ambulant geht hierzulande weiter vor stationär, trotz des Wissens, dass innerhalb der Familie die Kapazitäten dafür abnehmen.

Der Sozialethiker Bernhard Emunds erhebt in seinem Buch daher nicht nur Forderungen an die Politik, sondern geht auch aus Sicht der Familien, die diese Pflegekräfte beschäftigen, auf deren Bedürfnisse ein. Denn Pflege ist längst keine Aufgabe mehr, die nur innerhalb von Familien erledigt werden kann. Um das aufzufangen, müsste zum einen die stationäre Pflege im Sinne von guter Pflege ausgebaut werden, zum anderen müsste es mehr Entlastung auch bei häuslicher Pflege geben. Emunds liefert mit seinem Buch einen wichtigen Beitrag zu einer längst überfälligen Debatte. hla

Bernhard Emunds: Damit es Oma gut geht. Pflege-Ausbeutung in den eigenen vier Wänden, Westend-Verlag, Frankfurt/Main, 224 Seiten, 17,50 €, ISBN 978-3864891298