Mehrbelastung durch Arbeit 4.0

DGB-Index Gute Arbeit – Aus Sicht der Beschäftigten bedeuten der zunehmende Einsatz digitaler Technik und die voranschreitende Vernetzung nicht automatisch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Erste Zahlen der repräsentativen Befragung zum DGB-Index Gute Arbeit 2016 zeigen, dass Beschäftigte in digitalisierten Arbeitsbereichen mehrheitlich von einer Zunahme ihrer Belastung berichten. Von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die in hohem oder sehr hohem Maß digitalisiert arbeiten, geben 46 Prozent an, dass ihre Arbeitsbelastung dadurch größer geworden ist. 45 Prozent sehen keine Veränderung und lediglich 9 Prozent fühlen sich durch die Digitalisierung entlastet.

http://index-gute-arbeit.dgb.de


Mehr Psycho-Stress

Buchtipp – Von den Anfängen, als die ersten Computer Einzug in die Arbeitswelt hielten, bis heute zu den überbetrieblich vernetzten Plattformen sowie mobilen Geräten als ständige Begleiter und in Zukunft das Wirken von Prognose-Algorithmen als „Propheten“: „Die digitale Treppe“ zeichnet die Stufen der Digitalisierung nach, Probleme und Entwicklungen: Beruf und Privatleben vermengen sich immer mehr. Wer im Netz arbeitet, hinterlässt eine breite Datenspur, die Kontrolle und Überwachung in neuer Dimension zulässt. Der Glaube an Algorithmen und Messgrößen ist weit verbreitet. In den Betrieben verdichtet sich die Arbeit, der Psycho-Stress nimmt zu. Das Buch ist der Überzeugung geschuldet, die Digitalisierung nicht aufhalten, aber gestalten zu können und zu wollen. Das Kapitel „Trampelpfade aus der Gefahr“ gibt Anregungen, wie gute Arbeit auch in einer digitalisierten Arbeitswelt möglich ist. ver.di-Mitglieder bekommen die Sonderausgabe für 9,80 € unter der Artikelnummer 6595-8.

Lothar Schröder: Die digitale Treppe – Wie die Digitalisierung unsere Arbeit verändert und wie wir damit umgehen, Bund-Verlag, Frankfurt/M., 220 S., 30 €Bestellung der Sonderausgabe für ver.di-Mitglieder unter: http://innovation-gute-arbeit.verdi.de/themen/digitale-arbeit/publikationen


Die neue Arbeitswelt konkret gestalten

Tarifvertrag – ver.di hat mit der Deutschen Telekom mehrere Vereinbarungen getroffen, die die Veränderungen durch Digitalisierung gestalten und die Beschäftigten vor Nachteilen schützen. Vereinbart wurde unter anderem der Tarifvertrag „Belastungsschutz“, um vor den Folgen effizienzgetriebener Steuerung aufgrund von Kennzahlen in den Betrieben zu schützen. Der Tarifvertrag zwingt das Unternehmen, betriebliche Belastungen rechtzeitig wahrzunehmen und abzubauen. Auch die subjektive Einschätzung der Beschäftigten muss zur Beurteilung herangezogen werden. Zudem beraten paritätisch besetzte Kommissionen über Wege zur Abhilfe. Wird keine Einigung erzielt, gibt es einen Eskalationsprozess bis hin zum Vorstand. „Ein derartiger Tarifvertrag ist einzigartig in der deutschen Tariflandschaft und eine sinnvolle Antwort auf eine Alltagssituation, in der die Beschäftigten die Folgen der Digitalisierung mit den Worten beschreiben: Der Zwang nimmt ab – aber der Druck nimmt zu“, sagt ver.di-Vorstandsmitglied Lothar Schröder. Ebenfalls gelang eine Ergänzung zum bestehenden Tarifvertrag Telearbeit. Demnach können die Beschäftigten viel freier wählen, wo und wann sie ihre Arbeit erledigen, wenn ihr Arbeitgeber ein Tätigkeitsfeld erst einmal als für mobile Arbeit geeignet ausgewiesen hat. Zudem ist bei der Telekom ein hoher Rationalisierungsschutz tariflich vereinbart, der in vielen anderen Branchen beispielgebend ist.