Ronny Streich arbeitet mit System

Den Arbeitsalltag und die Arbeitsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen an drei Lagerstandorten des Handels hat ver.di-Projektsekretär Ronny Streich in den letzten Monaten erforscht: bei Zalando, bei der Buchgroßhandel KNV Logistik GmbH (beide in Erfurt) und bei "netto" in Coswig. Ronny Streich kennt die Lagerarbeit und den Versandhandel gut. Er hat fast drei Jahre als Picker bei Amazon gearbeitet und weiß sehr wohl, wie anstrengend ein solcher Job ist. In dieser Zeit hat er die Konflikte und das mühsame Ringen um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für mehr Mitbestimmung miterlebt. Er wurde ver.di-Mitglied, bildete sich in Seminaren und Workshops weiter und arbeitete am Aufbau von gewerkschaftlichen Strukturen mit.

Mit diesem Hintergrundwissen und seinen Erfahrungen geht der junge Gewerkschaftssekretär sehr kompetent die Aufgaben an. "Ich habe mir mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei ver.di zu Beginn eine genaue Herangehensweise erarbeitet, wie ich einen Zugang zu den jeweiligen Belegschaften bekomme", berichtet er. "Dann habe ich Ziele festgelegt und damit begonnen, umfangreiche Informationen zu sammeln." Als Ausgangspunkt nennt er seine Eins-zu-eins-Gespräche. Er ist vor die Tore und Drehkreuze gegangen und hat zu Schichtbeginn oder -ende Kolleg/innen angesprochen, sich und sein Anliegen vorgestellt. Nur so konnte er erfahren, wie die Ausgangslage in den Unternehmen ist, welche Themen die Beschäftigten bewegen, welche Aktiven es bisher schon gibt. Es folgten Treffen außerhalb der Betriebe, meist am Wochenende. Streich entwickelte dann Fragen und gab mit Hilfe von Wandzeitungen Möglichkeiten zur Stellungnahme, stellte sie zum Ausfüllen an den Toren auf und fertigte nach den Angaben der Kolleginnen und Kollegen eine Analyse an.

Gut dokumentiert

Das Fragenspektrum war umfangreich und erfasste Bereiche wie Urlaub, Qualifikation, Tarifvertrag und Lohn, Umgangsformen, Arbeitsatmosphäre, Raumbelüftung, Pausenregelungen, interne Kommunikation oder Spätschichtzeiten und Befristungen.

In seinen drei Lagerstandorten ergeben sich viele Parallelen hinsichtlich von Lohnungerechtigkeit, Problemen mit den Arbeitszeiten, Leistungsdruck, mangelndem Respekt oder ständiger Überwachung. Während es bei Zalando und "netto" Betriebsräte gibt, die aber nicht unbedingt gewerkschaftsfreundlich sind, ist es bei KNV noch zu keiner Wahl gekommen, und dieses Unternehmen zeichnet sich auch durch ein besonders aggressives Auftreten gegenüber der Gewerkschaft aus.

In den nächsten Wochen will Ronny Streich weiter mit den schon aktiven Kolleg/innen arbeiten, Qualifizierungen ermöglichen, Aktionen planen und so dem Ziel näherkommen, selbsttragende gewerkschaftliche Strukturen an allen drei Standorten aufzubauen. "Nur von innen heraus können die dortigen Aktiven eine Mitgliederbasis aufbauen." Mit seinem Vorgehen und seiner guten Dokumentation hat Ronny Streich ein Beispiel für methodisches Herangehen an betriebsbezogene Projekte erarbeitet. Er gibt seine Erfahrungen gern weiter. Kontakt: Ronny Streich, Tel. 0341 / 52901-260, mobil: 0151 / 72746110, E-Mail: ronny.streich@verdi.de