Petra Welzel ist Redakteurin der ver.di publik

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, CDU, macht sich Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf dem großen globalen Markt. Sollten die nämlich, wie etwa auf dem Gipfel der sogenannten G7-Staaten in Elmau 2015 und im aktuellen "Nationalen Aktionsplan für Wirtschaft und Menschenrechte" des Auswärtigen Amtes, dazu aufgerufen werden, "ihrer Sorgfaltspflicht auf dem Gebiet der Menschenrechte nachzukommen", könnten sie auf dem weltweiten Markt nicht mehr mithalten, mahnt der Finanzminister. Es würde nämlich schlicht bedeuten, dass deutsche Unternehmen zukünftig für ihre gesamten Lieferketten verantwortlich wären und in den produzierenden Ländern für anständige Löhne und sichere Arbeitsplätze sorgen müssten. Minister Schäuble aber möchte der Wirtschaft "übermäßige Bürokratiekosten und Haftungsrisiken" ersparen.

Wohin eine solche Entbindung von Verantwortung und Haftung führt, haben in den vergangenen Jahren bitter unter anderem die Brände und Einstürze von Textilfabriken in Pakistan und Bangladesch gezeigt. Jahrelang wird um Entschädigungen gerangelt, sodass oft jegliche Hilfe für die Opfer zu spät kommt, ungezählte Menschen in die Armut getrieben, Familien zerstört werden.

Dass es auch andere Stimmen in der Regierung gibt, zeigt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, CSU, der weiterhin an dem von ihm initiierten Textilbündnis festhält. Einem Bündnis, dem neben zivilgesellschaftlichen Organisationen und Gewerkschaften auch schon 133 Unternehmen aus dem Textilhandel angehören. Sie alle haben zumindest den guten Vorsatz, zukünftig nachhaltig zu handeln und dafür auch die Verantwortung zu übernehmen. "Uns würde das nicht vor unüberwindliche Hürden stellen", sagte unlängst der Nachhaltigkeitsbeauftragte von Tchibo, Achim Lohrie, dem Tagesspiegel. Man muss die Hürden aber auch nehmen.