Ausgabe 02/2017
Der Preis der Sicherheit
Heike Langenberg ist Redakteurin der ver.di publik
Wenn wir es uns im Flieger oben gemütlich machen und uns auf unseren wohlverdienten Urlaub freuen, schuften unter uns Menschen, ohne deren Arbeit der Flieger sein Ziel nicht sicher erreichen könnte. Pro Schicht müssen sie auch mehrere Tonnen Gepäck verladen, wegen der Enge der Frachträume oft in ungesunden Körperhaltungen. Das geht auf die Gesundheit der Beschäftigten.
Bezahlt werden sie für ihre verantwortungsvollen Aufgaben vielerorts gerade mal knapp über dem Mindestlohn. Hinzu kommt, dass die Beschäftigten oft in Teilzeit arbeiten müssen. Für die Arbeitgeber ist das praktisch. Fällt nicht so viel Arbeit an, bezahlen sie nur die vereinbarten Stunden. Gibt es Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, ist die geringere Stundenzahl die Basis dafür. Fällt mehr Arbeit an, greifen die Firmen gerne auf ihre Beschäftigten zurück, die gern jede Zusatzstunde nehmen, um ihr karges Gehalt aufzubessern. Denn mit ihrer unregelmäßigen Arbeitszeit ist ein Nebenjob nicht planbar.
Zu den begehrten Arbeitsplätzen zählen die Bodenverkehrsdienste so sicherlich nicht. Personalknappheit ist die tägliche Begleiterin der Kolleg/innen in der Gepäck- und Passagierabfertigung. Die Beschäf-tigten spüren damit die Folgen der EU-Liberalisierung aus den 1990er Jahren. Sie zählen zu den wenigen Branchen, die seither einen realen Lohnverlust zu verzeichnen hatten. In den laufenden Tarifrunden zeigen sich die Arbeitgeber sehr knauserig. Doch sie allein für die Misere verantwortlich zu machen, greift zu kurz. Auch die Fluggesellschaften versuchen, die Preise zu drücken, wo es nur geht. Bei der Abfertigung an den Flughäfen spielen sie Standorte und Anbieter gegeneinander aus - damit sie ihre Flüge so billig wie möglich anbieten können. Und auch wir sollten daran denken, dass Sicherheit ihren Preis hat und Arbeit fair entlohnt werden muss - am besten, bevor wir unsere Schnäppchen-Tickets buchen.