An den bundesweiten Aktionstagen gegen die anhaltende Personalnot in Deutschlands Krankenhäusern beteiligen sich auch hessische Einrichtungen. Schwerpunktbetriebe sind das städtische Klinikum Hoechst und das privatisierte Uniklinikum Gießen Marburg. Am 12. September geht es los mit dem "Händedesinfektionstag". Hände reinigen? Ein Detail im Arbeitsalltag von Pflegekräften und Ärzten, es kostet eine Minute. Und ist das A und O für die Hygiene. Auch wenn es schnell zu gehen scheint, die Minuten summieren sich. Dann gerät der Dienst nach Erfordernis zur Hetze.

Am Marburger Uniklinikum werden ver.di-Betriebsrat und Vertrauensmann ausgewählte Stationen besuchen. Die Aktion wird von Vertrauensmann Peter Ducke und der ver.di-Betriebsgruppe sorgfältig vorbereitet, das jeweilige Pflegeteam vorinformiert, Banner und Flugblätter auf den Korridoren sollen für Aufmerksamkeit sorgen und zur Diskussion anregen. "Auf diese Weise machen wir deutlich, unter welchem Druck die Beschäftigten stehen. Und wie richtig die Gewerkschaft liegt, wenn sie sagt: Mehr von uns ist besser für alle."

In der Klinik Frankfurt-Hoechst wird der Tag ähnlich ablaufen. Betriebsrat Rudolf Schoen ist überzeugt: "Da wird sich schon um neun Uhr zeigen, dass die Zeit gar nicht ausreicht. Es wird wieder normal gearbeitet, also auf Kosten der Hygiene." Und dort wie in Marburg und Gießen nimmt man auch schon den zweiten Aktionstag in den Blick, den 19. September, den Pausentag. Indem die Pausen tatsächlich eingehalten werden, soll demonstriert werden, dass die Arbeit kaum zu schaffen ist. Per Fragebogen wurde für alle Stationen ausgerechnet, wie viele Menschen nötig wären, damit in keiner Schicht mehr alleine gearbeitet wird.

Dienstpläne unter der Lupe

Schoen verweist darauf, dass ver.di die Klinikleitung in Hoechst zu Tarifverhandlungen für eine bessere Personalausstattung aufgefordert hat. Zudem liege der Zeitpunkt der Aktionstage mit der Nähe zur Bundestagswahl günstig. "Denn wir fordern ja gesetzliche Vorgaben für die Pflege, orientiert am Bedarf der Patienten und der Beschäftigten."

Geplant sind darüber hinaus schon jetzt Aktionen Mitte Oktober. Beide Gewerkschafter können sich vorstellen, dass man den Arbeitgebern auch durch Streiks auf die Sprünge hilft. "Vielleicht fahren wir an dem Aktionstag mal nach Gießen, um zu sehen, ob die schon streiken", überlegt der Hoechster. Bis zu diesem Zeitpunkt will in Hoechst der Betriebsrat die Dienstpläne unter die Lupe nehmen. Die müssen nach den gesetzlichen Vorschriften des Arbeits- und Gesundheitsschutzes aufgestellt werden. Ist tatschlich genügend Personal eingeplant? Wird gemogelt und klammheimlich mit Leuten aus dem Frei gerechnet? Dann kann der Betriebsrat die Dienstpläne nicht genehmigen.

Es gibt eben eine ganze Palette von Möglichkeiten, um Druck zu machen für eine Versorgung in den Krankenhäusern, die besser für die Patienten ist und die Beschäftigten nicht krank macht.

reb