Jetzt wird demonstriert, wie viele und doch zu wenige sie sind - Erzieherinnen in Hamburg

Am 1. November ist die Volksinitiative "Mehr Hände für Hamburger Kitas" gestartet, die vom ver.di-Landesbezirksvorstand nachdrücklich unterstützt wird. Worum geht es? Die Initiative fordert, dass es einen gesetzlich festgelegten Personalschlüssel in den Kitas gibt, der eine pädagogisch hochwertige Betreuung der Kinder sicherstellt und dabei Ausfallzeiten wie Urlaub, Krankheit und Fortbildung berücksichtigt. Bisher gibt es in Hamburgs Kitas einen Betreuungsschlüssel von 1 : 6,4 (Betreuer/in : Kindern) in der Krippe, das ist nach einer aktuellen Bertelsmann-Studie "von einem pädagogisch sinnvollen Betreuungsschlüssel weit entfernt".

Auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen fordert die Initiative einen Betreuungsschlüssel von 1 : 4 in den Krippen und 1 : 10 im Elementarbereich (Kinder ab 3 Jahren), der zurzeit bei 1 : 11,25 liegt. Die ver.di-Fachkommission Kita ist seit vielen Jahren zu diesem Thema mit der Politik im Gespräch und hat immer wieder auf die fehlende Berücksichtigung der Ausfallzeiten und den Personalmangel hingewiesen.

In den letzten Monaten ist nun Bewegung in das Thema gekommen, und die zuständige Behörde für Arbeit, Soziales und Familie hat eine schrittweise Verbesserung der Situation in den Krippen in den kommenden Jahren in Aussicht gestellt. Bis zum Jahr 2021 sollen demnach jährlich 500 neue Erzieher/innenstellen geschaffen werden. Für ver.di ein wichtiger Teilerfolg. Aber: Der empfohlene Personalschlüssel wäre damit noch nicht erreicht. Auch fehlt die Rechtssicherheit, die ein gesetzlich festgelegter Personalschlüssel herstellen würde, zudem steht die Finanzierung unter dem Vorbehalt, dass dafür Bundesmittel fließen. Verbesserungen im Elementarbereich gäbe es nach diesem Vorhaben erst ab 2025. "Das ist viel zu langsam, wir weisen seit Jahren auf die Problemlagen hin. Unsere Geduld hat jetzt ein Ende", kritisiert Kirsten Axt von der Fachkommission Kita bei ver.di Hamburg.

Doch es gibt auch Kritik an der Initiative. So weist Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard regelmäßig darauf hin, dass die notwendige Zahl an Fachkräften einfach nicht zur Verfügung stünde. Auch die Finanzierbarkeit der Forderungen wird infrage gestellt.

Kirsten Axt dazu: "Die Politik macht sich die Sache zu einfach. Es gibt viele ausgebildete Fachkräfte, die aus Frust über die schlechten Arbeitsbedingungen den Beruf verlassen haben, diese gilt es zurückzugewinnen. Zudem würden viele Teilzeitbeschäftigte gerne aufstocken. Der Fachkräftemangel ist zumindest zum Teil hausgemacht, also dürfen sich die Verantwortlichen nicht hinter ihrer Argumentation verschanzen. Und es darf auch nicht angehen, dass die notwendigen Mittel fehlen, das geht zu Lasten der Beschäftigten und einer guten frühkindlichen Pädagogik." Axts Appell: "Es ist wichtig, dass jetzt alle, denen eine gute Betreuung aller Kita-Kinder, auch im Elementarbereich, am Herzen liegt, an einem Strang ziehen und die Volksinitiative ein Erfolg wird."

Die Eintragung in die Listen ist ab sofort möglich. Die Listen zum Download und viele weitere Informationen gibt es hier: www.kitanetzwerk-hamburg.de