Giftiger Arbeitsplatz: in einer Gerberei in Bangladesch

Kaum hat sich der Schuhhersteller Birkenstock von Amazon verabschiedet, weil der Online-Händler auf seiner Plattform gefälschte und qualitativ minderwertige Produkte unter dem Namen Birkenstock verkauft, wurde der Schuhproduzent Mitte Januar Ziel einer Aktion der Kampagne Change Your Shoes. 13.606 Unterschriften wurden in Berlin an Birkenstock übergeben, verbunden mit der Aufforderung, noch mehr Transparenz zu zeigen, wenn es um die Produktion der Schuhe geht.

Die Petition "Transparenz statt Versteckspiel" richtete sich aber nicht allein an den Hersteller mit den Korksohlen-Schuhen, sondern an alle europäischen Schuhproduzenten und -händler. "Unternehmen müssen transparent über ihre Zulieferketten berichten", sagt Anton Pieper von Südwind, einer Nichtregierungsorganisation, die neben einigen anderen NGOs und Gewerkschaften Teil der Kampagne Change Your Shoes ist. Es sei höchste Zeit, dass Produzenten und Händler "glaubhaft" darlegten, wie sie die Arbeiter/innen in der Produktion schützen und wie sie Umweltverschmutzungen an den Produktionsstätten vermeiden wollen, so Anton Pieper.

Bedenkt man allerdings, dass die Produzenten - darunter Gabor, Deichmann, Lowa, Ara und andere - bereits 2007 die Initiative CADS, Cooperation for avoiding dangerous substances, also eine Initiative zur Vermeidung von Schadstoffen in der Schuhherstellung, gegründet haben, ist offenbar nicht viel passiert in den vergangenen 10 Jahren. Gerbereien stehen immer noch in der Liste der weltweit giftigsten Arbeitsplätze auf Platz 4. Nach wie vor wird in der Lederproduktion eine Vielzahl an Chemikalien eingesetzt, die teils höchst gesundheitsgefährdend für die Arbeiter/innen und zum Teil auch für die Konsumenten sind. Vor allem bei den Arbeiterinnen und Arbeitern in Gerbereien und Schuhfabriken sind Hautausschläge, Augenschädigungen, Atemwegserkrankungen und auch Krebs weit verbreitet.

Gewerkschaften sind noch untersagt

Die großen deutschen Schuhproduzenten, zu denen auch Birkenstock zählt, haben nun versprochen, die CADS-Initiative auszuweiten insbesondere auf die Arbeits- und Sozialstandards. Denn auch die Löhne, vor allem in den asiatischen Produktionsländern wie China und Indien, wo nahezu 90 Prozent aller Schuhe weltweit hergestellt werden, sind noch immer Niedrigstlöhne, die Bildung von Gewerkschaften ist in vielen Ländern untersagt.

Das Unternehmen Birkenstock erklärte bei der Unterschriftenübergabe: "Wir verstehen das gestiegene Informationsbedürfnis der Verbraucher, das die Petition zum Ausdruck bringt. Die CADS-Initiative ist ein wichtiges Instrument, um der Verwendung riskanter Stoffe bei der Herstellung von Schuhen zu begegnen."

Der CADS-Maßnahmenkatalog klingt ambitioniert: Das Wissen über Schadstoffe sowie über bestehende und kommende gesetzliche Regelungen soll gebündelt und weitergegeben, aktiver Verbraucherschutz betrieben, wissenschaftliche Untersuchungen zum Gefährdungspotential von Substanzen in Schuhen beauftragt, Maßnahmen, die geeignet sind, schadstofffreie und umweltfreundliche Schuhe zu fertigen und zu vermarkten, getroffen werden. Den Worten müssen nun allerdings auch Taten folgen. Das fordert auch Berndt Hinzmann vom entwicklungspolitischen INKOTA-Netzwerk, Mitinitiator der Change Your Shoes-Kampagne.

Petra Welzel

www.inkota.de/change-your-shoes