Ausgabe 02/2018
Millimetergenau
Marco Schütz, 40 Jahre, Auszubildender in der Vermessungstechnik
Seit September 2016 mache ich eine Ausbildung zum Vermessungstechniker. Das ist meine zweite Ausbildung. Vor 20 Jahren habe ich schon einmal eine Ausbildung zum Bauzeichner abgeschlossen, danach bei der Post gearbeitet und dann Forstwirtschaft studiert. Berührungspunkte gibt es vor allem zu den Vermessungsübungen, meines Studiums. Wir mussten zum Beispiel eine Strecke im Wald um einen See herum ausmessen.
An vier von fünf Tagen arbeite ich im Büro und mache Vermessungsvorbereitungen, Recherchen und andere Arbeiten, die zu der Ausbildung gehören. Dazu nutze ich unser Vermessungsarchiv des Landkreises Vorpommern-Rügen. Die meisten Vermessungsunterlagen sind heutzutage digitalisiert, das bedeutet hauptsächlich Computerarbeit. Die Gründe für eine Vermessung sind vielfältig. Notwendig wird sie beispielsweise bei neu errichteten Gebäuden oder wenn Flurstücke geteilt werden sollen. Das macht den Großteil der Vermessungen hier im Fachdienst Kataster und Vermessung in Stralsund aus.
Wenn wir mit dem Messbus rausfahren, sind wir in der Regel zu zweit. Zum Arbeiten müssen wir Schutzschuhe, Warnkleidung und Handschuhe tragen. Mit Tachymetern messen wir Horizontal- und Vertikalwinkel sowie Strecken zu Objekten, beispielweise zu Gebäuden. Einzelne Strecken ermitteln wir mit Laser- und Infrarotmessungen, und das millimetergenau. Mit Hilfe eines Satellitenempfängers können wir über Satellitensignale Positionen bestimmen. Und mit Hilfe einer Software berechnen wir aus den Tachymetermessungen und den vom Satellitenempfänger ermittelten Daten die genauen Koordinaten für neue Grenzen oder Gebäude. Die Ergebnisse werden später in digitale Karten übernommen.
Zusätzlich haben wir Spaten und Schaufel dabei. Denn oft müssen wir alte Markierungen freischaufeln, wenn die Grenzsteine verschwunden sind. Was viele Menschen nicht wissen: Unter vielen alten Grenzsteinen gibt es zusätzliche Sicherungen aus Tonrohren oder Flaschen. Die stecken nicht selten in mehr als 50 Zentimetern Tiefe. Und wir haben auch Kopien von alten Einmessungsskizzen und Feldbüchern, zum Teil aus dem 19. Jahrhundert, dabei. Es kann also niemand einen Grenzpunkt unbemerkt versetzen. In meiner Freizeit mache ich seit acht Jahren auch Geocaching, eine Schnitzeljagd mit geografischen Koordinaten. Auch da sucht und findet man etwas.
ver.di-Mitglied wurde ich gleich zu Beginn meiner jetzigen Ausbildung. Ich fand das sinnvoll. Früher bei der Post war ich auch schon einmal in der Gewerkschaft. Meine jetzige Ausbildung dauert drei Jahre. Alle sechs Wochen haben wir für zwei Wochen Blockunterricht in der Berufsschule. Unter den Azubis bin ich mit vierzig nicht einmal der Älteste. In der Klasse gibt es neben Vermessungstechnikern noch Geomatiker. Die Ausbildung macht mir Spaß, denn ich komme viel rum und ich bin froh, früher Gelerntes mit dem neuen Beruf verbinden zu können und nicht nur am Schreibtisch zu sitzen.
Protokoll: Marion Lühring