Die Zukunft mit den Beschäftigten angehen

Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

In Kliniken sind, rein physisch betrachtet, große Kräfte am Werk. Patienten werden gehoben, gebettet, gestützt und manchmal auch getragen. Dabei müssen sie sich immer darauf verlassen können, dass die Beschäftigten genug Kraft haben, die schwere Arbeit auch zu schaffen. Eine Klinik, eine Pflegeeinrichtung, ein Krankenhaus, kann allerdings nur so viel Kraft aufbringen, wie es Beschäftigte hat. Ohne Personal keine Pflege. So einfach ist das.

Das physikalische Prinzip aus Actio und Reactio, wie Newton es einst beschrieb, besagt, dass eine Kraft, die von Körper A auf Körper B einwirkt, eine Gegenkraft von Körper B auf Körper A erzeugt. Eine Wechselwirkung sozusagen. Im übertragenen Sinne kann man ableiten, Kräfte und Entscheidungen wirken auf die Verursacher/innen zurück. Das sollte auch der Paracelsus-Konzern als privater Krankenhaus-Betreiber bei seinen weiteren Schritten bedenken. Denn wenn das Personal fehlt, ist die Arbeitskraft verloren, steht der Betrieb still.

Der Konzern hat sich vorgenommen, die Insolvenz, die er angemeldet hat, in Eigenregie durchzuführen. Das Amtsgericht Osnabrück hat dem Antrag am 1. März 2018 zugestimmt. Damit ist der Weg für die Sanierung frei. Doch das kann nur mit den Beschäftigten gehen. ver.di fordert den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und erinnert daran, dass das Personal schon in den vergangenen Jahren durch Lohneinbußen zum Erhalt des Konzerns beigetragen hat.

Sollten nun bei der Auswahl der zukünftigen Eigentümer Investoren zum Zuge kommen, die für Tarifflucht und Lohndumping bekannt sind, dann werden unliebsame Gegenkräfte entstehen. Schon jetzt verlassen Beschäftigte aus Sorge den Konzern. Bei arbeitnehmerfeindlichen Investoren aber würde ver.di nicht zögern, auch den anderen zu empfehlen, zu gehen. Überall werden Fachkräfte gesucht. Jede Aktion bewirkt eine Reaktion. So ist das mit menschlichen Kräften.