Marion Lühring ist Redakteurin der ver.di publik

"Ein Loch ist im Eimer, lieber Heinrich ..." Wer das Lied kennt, weiß, dass dieses Loch nur schwer zu stopfen ist. Studenten und Auszubildenden geht es ähnlich, sie haben ein Loch in der Geldbörse und müssen sehen, wie sie über die Runden kommen. Niemand kommt und flickt es, allenfalls die Eltern. Doch Nähzeug ist womöglich in Sicht, zumindest für Auszubildende.

Aber zunächst zur Größe des Lochs: Ein Student hat 2018 Anspruch auf höchstens 735 Euro BAföG, die sich zusammensetzen aus 250 Euro für die Miete, 86 Euro für die Kranken- und Pflegeversicherung und 399 Euro Grundbedarf, denn Luft und Liebe allein machen bekanntlich nicht satt. Weil ein Zimmer ein Zimmer ist, egal ob für einen Studenten oder Auszubildenden, sollte man davon ausgehen dürfen, dass Auszubildende eine ähnliche Summe verdienen müssen, um davon leben zu können. In München kostet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft inklusive Nebenkosten bereits über 500 Euro und in Berlin mehr als 400 Euro. Da bleibt nicht viel zum Leben.

Studenten und Auszubildende haben es folglich nicht leicht. Für die meisten reicht die Ausbildungsvergütung nicht. Sie bleiben von ihren Eltern abhängig. Und so ist es kein Wunder, dass allein im Jahr 2016 rund 146.000 Ausbildungsverträge vorzeitig beendet wurden. In Branchen mit niedrigen Vergütungen gibt es die meisten Abbrüche. Während Studenten neben dem Studium zeitweilig jobben können, ist das neben einer Ausbildung in Vollzeit praktisch unmöglich.

Das finanzielle Loch muss geflickt werden: Eine Mindestausbildungsvergütung muss her. Und zwar schnell. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Mindestvergütung für Azubis ist der richtige Weg. Der DGB fordert 80 Prozent des durchschnittlichen Verdienstes, das heißt mindestens 635 Euro im ersten Jahr. Im zweiten, dritten und vierten Jahr bis zu 796 Euro. Momentan erhalten viele Auszubildende weit weniger, im Friseurhandwerk beispielsweise. Darüber hinaus darf es keine - außerbetriebliche oder betrieblich-schulische - Ausbildung mehr geben, in der überhaupt nichts gezahlt wird. Das ist nämlich kein Loch, sondern ein Skandal.