Links: Die Werkfeuerwehr der MV Werften Wismar im Einsatz Rechts: Am Flughafen Berlin Schönefeld musste zum Glück seit Jahrzehnten kein Flugzeug mehr gelöscht werden. Geübt wird der Katastrophenfall dennoch

In diesem Jahr feiert ver.di ein besonderes Jubiläum: die Gründung des „Verbandes Deutscher Berufsfeuerwehrmänner“ (VDB) vor 110 Jahren. Die Aufgaben der Feuerwehren sind stetig vielfältiger geworden. Zu Besuch bei der Werkfeuerwehr auf der Wismarer Werft, beim Haverie-Einsatz in Wilhelmshaven, bei der Flughafenfeuerwehr Berlin und bei der Berufsfeuerwehr Lübeck „Petter, mach mal hin“

Werkfeuerwehr Wismar – Auf der Wismarer Werft werden zukünftig die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt vom Stapel laufen. Für die Werkfeuerwehr vervielfachen sich damit die Brandgefahren

Von Petra WelzelEben noch stand der „Ferrari“ vor der 72 Meter hohen, 155 Meter breiten und 395 Meter langen Dockhalle. So nennen die Feuerwehrmänner von der Werkfeuerwehr der Wismarer Werft ihr neues Feuerwehrauto. „Das ist ein sogenanntes HLF-Fahrzeug, ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug“, sagt Sven Triebess, einer der neun Feuerwehrleute, die jetzt mit Blaulicht in dem „Ferrari“ und einem alten Feuerwehrauto zu einem Übungseinsatz an den Kai hinter der Dockhalle fahren. Unmittelbar vor einem alten, etwa 50 Meter hohen Hebekran liegt das 30 Jahre alte Kreuzfahrtschiff SuperStar Libra, und im Trafohäuschen auf dem Kran brennt es – theoretisch. Die neun Feuerwehrmänner sind seit sieben Uhr am Morgen im 24-Stunden-Dienst. Jetzt ist es 14 Uhr 30, die Mittagsruhezeit beendet. Und da es nicht wirklich brennt oder irgendwo Öl ausgelaufen ist, wird heute der Ernstfall geprobt.

Vom Kran ist zudem eine Person gestürzt, die notversorgt und abtransportiert werden muss. Das macht den Probeeinsatz schwieriger. Fünf Männer erklimmen mit Schlauch den Kran, nachdem die vier anderen schon von unten her versucht haben, dass Trafohaus zu löschen. Und die verletzte Person muss auch geborgen werden. Alles muss schnell gehen. „Petter, mach mal hin“, ruft der Einsatzleiter seinem Kollegen im klarsten Norddeutsch zu, weil die Trage zum Abtransport noch nicht zur Stelle ist.

In voller Einsatzmontur – ein Feuerwehrmann der Lübecker Feuerwehr

Tatsächlich musste die Werkfeuerwehr bis Mitte August in diesem Jahr insgesamt 65 Mal ausrücken. Zu Containerbränden, zur Beseitigung von Ölspuren zu Lande oder zu Wasser und weil Brandmeldeanlagen angesprungen waren. Nicht immer brannte es wirklich. Brandeinsätze machen zum Glück nur ein Viertel der Einsätze aus. „Unsere Hauptaufgaben bestehen im vorbeugenden Brandschutz und im Eindämmen von Gefahren“, sagt Ronny Wittke. Nach knapp neun Jahren ist der 37-jährige Feuerwehrmann im letzten Jahr aus den Emiraten zurückgekehrt, wo er eine Werkfeuerwehr aufgebaut und Feuerwehrleute ausgebildet hat. Seit Oktober 2017 leitet er die 36 Mann starke Werkfeuerwehr der Ostsee-Werft.

Ob die in naher Zukunft noch ausreichen wird, muss sich noch zeigen. 2016 wurde die Wismarer Werft neben den Werften in Stralsund und Warnemünde von dem malaysisch-chinesischen Schifffahrtunternehmen Genting aus Hongkong übernommen. In Wismar sollen schon bald die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt vom Stapel laufen, 2020 das erste mit 2.503 Passagierkabinen für bis zu 9.000 Passagiere. 342 Meter lang und über 46 Meter breit. Mit einem Vergnügungspark, Badelandschaften, Shopping Malls, Kino, Theater, Restaurants und allerhand mehr. Die derzeit 700 Werftarbeiter werden 1.400 zusätzliche Kollegen bekommen, um die schwimmende Kleinstadt zu bauen.

Die SuperStar Libra nimmt sich mit einer Länge von 216 Metern und einer Breite von 32 Metern dagegen wie eine Puppenstube aus. Doch zukünftig sollen in dieser Puppenstube die neuen 1.400 Werftarbeiter untergebracht werden. Die Brandgefahrenherde werden sich für die Feuerwehrleute damit um ein Vielfaches vermehren.

Als wenn es im Hochhaus brennt

„Die Brandlasten steigen mit dem Kabinenausbau. Das ist wie ein Hochhausbau mit 22 Stockwerken“, sagt Ronny Wittke. Auf einem Schiff seien die Innenausstattungen das brennbarste Material. Und was für den Neubau gilt, trifft natürlich auch auf die SuperStar Libra zu, die zukünftig ein Wohnschiff sein wird. Wo 1.400 Menschen auf engstem Raum zusammenleben, steigt auch die Brandgefahr.

Das Sicherheitsunternehmen Kötter Fire & Service GmbH & Co. KG, das die Werkfeuerwehr betreibt, rüstet deshalb nicht nur mit neuen Fahrzeugen auf. Die Ausrüstung für jeden einzelnen Feuerwehrmann ist auf neuestem Stand, die Unterkünfte werden derzeit saniert und alle Mann sollen eine Betriebssanitäter-Ausbildung erhalten. Ob das ausreichen wird? Nach jahrelangem Stillstand ohne Veränderungen sind die Feuerwehrmänner in Wismar motiviert. „Hier ist es möglich, sein Ehrenamt beruflich zu verwirklichen“, sagt Sven Triebess, der wie die meisten seiner Kollegen seine Ausbildung bei der Freiwilligen Feuerwehr gemacht hat.


Flammen auf der „Flaminia“

Havarie-Einsatz Wilhelmshaven – Wie die städtische Berufsfeuerwehr der Hafenstadt nebenbei auch Schiffsbrände bekämpft Von Eckhard StengelAlarm auf der Nordsee: Aus einer Ladeluke des Düngemittelfrachters „Purple Beach“ dringt weißer Rauch. Ein Feuer? Eine chemische Reaktion? Keiner weiß es. Die bordeigene Löschanlage kann nicht viel ausrichten. Erst Feuerwehrleute vom Festland, die per Hubschrauber und Schiff zum Havaristen eilen, sorgen dafür, dass nicht länger stinkende Wolken zur Nordseeküste ziehen.

Drei Jahre ist dieser Großeinsatz jetzt her, und mitgemacht haben dabei auch Männer der Berufsfeuerwehr Wilhelmshaven (BF WHV). „Das war ein großes Ding“, sagt Hauptbrandmeister Gerd Ackermann, 52 Jahre alt. „Unsere Kollegen waren drei Tage auf See und mussten zwischendurch mit Zahnbürsten und Unterhosen versorgt werden.“ Denn als sie aufbrachen, konnten sie nicht ahnen, wie lange ihr Einsatz dauern würde. So ist das eben, wenn eine städtische Feuerwehr nebenbei auch für Schiffsbrände zuständig ist. Sie muss jederzeit damit rechnen, vom Havariekommando des Bundes und der Küstenländer angefordert zu werden, um bei Großeinsätzen mitzumachen.

Ein eigenes Löschboot haben die Wilhelmshavener nicht. Aber sie können zum Beispiel das bundeseigene Mehrzweckschiff „Mellum“ nutzen, das auch Löschkanonen an Bord hat.

Seenotrettung in Wilhelmshaven – auch dafür ist die Feuerwehr zuständig

Bei mehrtägigen Einsätzen ist kaum an Schlaf zu denken. „Zwischendurch suchen sich die Kollegen eine Ecke auf dem Schiffsboden, um sich mal ein bisschen auszuruhen“, sagt Oberbrandmeister Andreas Günnemann, 41 Jahre. Der Vorteil auf See dabei: Dort gibt es keine Gaffer.

Wochenlang glühende Baumwollballen

Günnemann, der auch stellvertretender Vorsitzender der Wilhelmshavener ver.di-Fachgruppe Feuerwehr und des Personalrats der BF WHV ist, erinnert sich noch gut an einen Großeinsatz von 2012. Ein Containerfrachter war auf dem Atlantik in Brand geraten: Flammen auf der „Flaminia“. Die Wilhelmshavener mussten nicht löschen, halfen aber beim Bergen der zerstörten Ladung, nachdem das Schiff in den „Jade-Weser-Port“ (JWP) geschleppt worden war, Deutschlands einzigen Tiefwasserhafen, am Rand der 80.000-Einwohner-Stadt. „Die Container waren miteinander verschmolzen“, sagt Günnemann, „und drinnen glühten seit Wochen Papierrollen und Baumwollballen.“

Raus auf die Nordsee müssen die Wilhelmshavener nur alle ein bis anderthalb Jahre, sagt Marc Albers, 47, Brandoberinspektor im Führungsdienst und ver.di-Vertrauensmann. Deutlich häufiger, ungefähr einmal im Monat, leisten sie Hilfe am Kai – sei es im Landeshafen JWP oder in den städtischen Hafenbecken. Aber das sind nicht immer Löscheinsätze. Manchmal, so Albers, wird nur eine Ölsperre gelegt oder Wasser aus einem Boot gepumpt.

Schiffsbrände sind so selten, dass sie in der Jahresstatistik der Wilhelmshavener Feuerwehr mit ihren rund 2.000 Hilfs- und Löscheinsätzen nicht extra erwähnt werden. Aber für alle Fälle haben sich 65 der 105 Einsatzkräfte zu Schiffsbrandbekämpfern fortgebildet – samt Abseilen vom Hubschrauber, Wasser-Überlebenstraining und Einsätzen im Schiffsbrand-Simulator, einem zweistöckigen Containergebilde mit Gangway und Reling. Innen kämpfen sich die Feuerwehrleute durch einen nachgebauten Schiffsflur und müssen dabei an einer lebensgroßen Puppe vorbei, einem „Verletzten“. „Alles in Deckung!“, ruft Ausbildungsleiter Ackermann und wirft einen Gasbrenner an. Sofort lodern im Simulator echte Flammen.

Mit ihrer Ausrüstung sind Ackermann, Albers und Günnemann zufrieden. Aber das Personal ist knapp: Von 115 Planstellen für den Einsatzdienst seien nur 105 besetzt, rechnet Personalrat Günnemann vor. Die Folgen: Arbeitsverdichtung und Überstunden.

Für diesen Beruf muss man offenbar brennen. Ackermann drückt es so aus: „Wenn man nicht eine gewisse Leidenschaft dafür hat, frisst der Job einen auf.“


Feuerwehrmann mit Cockpit

Flughafenfeuerwehr Berlin – Flugzeug-⁠, Gebäudebrand, Giftstoff- und inzwischen auch Tunneleinsätze – die Berliner Flughafenfeuerwehr trainiert alle denkbaren Notfälle. Zum Glück treten längst nicht alle einVon Petra WelzelDas letzte Mal, als Volkmar Wange in einen sogenannten CSA-Anzug steigen musste und wie ein Froschmann aussah, hatte vermutlich ein Mädchen aus der Tasche der Mutter die handgroße Sprühflasche mit Reizgas genommen und das Gas im Abflugterminal versprüht. Die Mutter war nur mal schnell auf die Toilette gegangen und die Tochter sollte auf die Tasche aufpassen. Genauso schnell ging dann auch ein Notruf in der Leitstelle Nord der Berliner Flughafenfeuerwehr in Schönefeld ein: Passagiere im Terminal klagten über brennende Augen, Reizhusten und Atemnot. Also legte Feuerwehrmann Wange ein Atemschutzgerät an, schlüpfte in den grünen Gummianzug, ausgerüstet wie zu einer Marsexpedition, und war nun geschützt vor eventuellen Bio- und Chemiegasanschlägen – für etwa 30 Minuten.

Mit Schnelltest Ursache rasch erkannt

Sorgte schon der Feuerwehrwagen mit Blaulicht und Sirene für große Aufregung unter den Fluggästen, staunten sie umso mehr, als sich Volkmar Wange in seinem grünen Gummiaanzug wie ein Astronaut etwas tapsig, aber doch behände in den Abflugterminal begab. Mit einem Schnelltest, den er mit sich führte, war die Ursache für die Passagierbeschwerden rasch erkannt. Ob das kleine Mädchen tatsächlich die Verursacherin war, konnte nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden.

„Jeder Einsatz solcher Art ist mir lieber als ein Brand am Flughafen“, sagt der Feuerwehrmann. Seit 17 Jahren ist der 46-Jährige bei der Berliner Flughafenfeuerwehr und noch nie musste er mit seinen Kollegen Menschen aus einem brennenden Flugzeug retten und einen großen Flugzeugbrand löschen. Einige seiner rund 200 Kollegen waren im Dezember 1986 schon im Dienst, als eine aus Minsk kommende Aeroflot-Maschine bei dichtem Nebel im Landeanflug abstürzte, explodierte und völlig ausbrannte. 72 Menschen starben, darunter 27 Schüler/innen einer 10. Klasse aus Schwerin. „Unsere Kollegen haben das bis heute nicht verarbeitet, die können nicht vergessen, wie sie die toten Kinder da rausholen mussten.“ Heute sei die Flugsicherheit zum Glück extrem hoch. „Alle Flughäfen sind sehr dahinter her, das so etwas nicht passiert, weil sie dann im Sicherheitsranking runtergestuft werden.“

Auch im CSA-Anzug werden am Flughafen Gefahreneinsätze geübt

In drei Minuten am Einsatzort

Am häufigsten seien die Rettungswagen der Flughafenfeuerwehr im Einsatz. In diesem Sommer besonders oft. „Die Leute sind hier reihenweise umgekippt wegen der Hitze“, sagt Wange. Aber auch im noch nicht in Betrieb genommenen neuen Hauptstadtflughafen Willy Brandt, Kürzel BER, fahren sie regelmäßig Einsätze. Wo gebaut wird, passieren auch Unfälle. Von der Feuerwache Nord geht es einmal quer über Start- und Landebahnen beider Flughäfen zum BER. Im Gegensatz zur städtischen Feuerwehr müssen die Feuerwehrleute deshalb den Towerfunk beherrschen, sich bei den Taxi-Ways an- und abmelden können und trotzdem in drei Minuten am Einsatzort sein. Die Fahrerkabine jedes Feuerwehrfahrzeugs gleicht einem Cockpit mit seinen vielen Schaltern, Bildschirmen, Joysticks und Funkgeräten. „Das Schlimmste, was dir hier passieren kann, ist, dass du beim Einsatz einen Unfall mit einem Flieger verursachst“, sagt Wange. Passiert ist es noch nie.

Tatsächlich aber muss die Feuerwehrwache ein- bis zweimal im Monat mit allen Fahrzeugen ausrücken. Das ist immer dann der Fall, wenn etwa bei einer ankommenden Maschine das Fahrwerk nicht richtig verriegelt.

Heute bleibt es vorerst ruhig. Da ist sogar Zeit, die Flugzeugattrappe auf dem Übungsplatz in Brand zu setzen und mit dem großen Löschwagen, der wie ein roter Panzer aussieht und 12.000 Liter Wasser fasst, zu löschen. Alle halbe Jahre werden die Notfälle trainiert: Flugzeug-, Gebäudebrand, Giftstoff- und inzwischen auch Tunneleinsätze. Mit Eröffnung des neuen Flughafens werden Wange und seine Kollegen auch für die unterirdischen Ankunftsbahnhöfe zuständig sein.

Noch kann Volkmar Wange, der seinen Arbeitsplatz in der Leitstelle hat, den Blick ruhig über das große Gelände wandern lassen. Wenn ihm etwas Sorge bereitet, dann die zunehmenden Aufgaben, die ihnen allen abverlangt werden. „Ein einziger Feuerwehrmann kann die vielen Spezialaufgaben gar nicht mehr wirklich leisten. Aber gerade bei uns kann Halbwissen gefährlich werden.“


Retten, löschen, bergen, schützen

Berufsfeuerwehr Lübeck – Immer öfter wählen Menschen den Notruf 112, weil sie psychisch labil sind, hilflos oder gar einsam. Wie sich die Aufgaben der kommunalen Feuerwehr geändert habenVon Hans Wille„Heutzutage wird die Feuerwehr zunehmend als Feuerwehr im Gesundheitswesen missbraucht,“ sagt Bernd Neumann, Chef der Feuerwehr Lübeck und damit Leitender Branddirektor der Hansestadt. Immer öfter wählten Menschen den Notruf 112, weil sie psychisch labil sind, hilflos oder gar einsam. Richtig nervig seien die Fahrten zu alkoholisierten Menschen, insbesondere, wenn die sich nicht helfen lassen, sondern handgreiflich werden. Auch glauben immer mehr Anrufer, die Feuerwehr sei für Arztbesuche zuständig, etwa weil sich einer in den Finger geschnitten hat. Auf die Frage, wann das passiert sei, erhält die Notrufzentrale dann oft die Antwort: gestern. Dass das höchstwahrscheinlich kein Notruf ist, sondern eine Bagatelle, wissen die Feuerwehrleute in der Leitstelle. Dennoch kann die Einsatzleitstelle solche Fahrten nur schwer ablehnen. „Stellen Sie sich vor“, sagt Neumann, „jemand stirbt, weil wir einen Notruf nicht ernst genommen haben. Das darf nicht passieren.“

Rund 170 Einsätze pro Tag fährt die Berufsfeuerwehr (BF) Lübeck und zusammen mit drei Hilfsorganisationen, die gemeinsam den Rettungsdienst in der Stadt abdecken. Vor 20 Jahren waren es an besonders brenzligen Tagen höchstens 100 Einsätze. Entsprechend steigt ständig die Zahl der weißen Rettungsfahrzeuge. „Trotzdem haben wir nie genug davon“, sagt Neumann. In Spitzenzeiten fahren daher auch schon mal Löschfahrzeuge zuerst zu rettungsdienstlichen Einsätzen.

In Lübeck fahren vor allem die jüngeren Feuerwehrmänner Rettungseinsätze

„Die allermeisten Rettungseinsätze entsprechen nicht der Aufgabe der Feuerwehr, Menschen in lebensbedrohlichen Situationen zu helfen“, sagt der Branddirektor. Die 280 Einsatzkräfte der Feuerwehr – darunter drei Frauen, was in Deutschlands Berufsfeuerwehren dem Durchschnitt entspricht – haben alle die gleiche hochqualifizierte Ausbildung erhalten. Denn anders als bei einer Freiwilligen Feuerwehr muss bei der BF jede Einsatzkraft grundsätzlich jeden Job machen können.

Mit zunehmendem Alter wird man allerdings seltener zum Rettungsdienst eingeteilt. Auch wenn alle Einsatzkräfte sich körperlich fit halten, und Feuerwehrleute ab dem vollendeten 50. Lebensjahr sogar jährlich beim Arbeitsmediziner ihre Atemschutztauglichkeit nachweisen müssen, sind die jüngeren Kollegen besser gerüstet für diesen besonders anstrengenden Dienst. Zudem haben sie die frischere Ausbildung. Entsprechend tragen zwar sehr viele, aber vor allem jüngere Menschen im Gebäude und auf dem Gelände der Feuerwache 1 die Rettungsdienstjacke mit den gelben Reflektorstreifen.

Retten, löschen, bergen, schützen – darunter lassen sich die Aufgaben der Feuerwehr zusammenfassen. Da gibt es genug zu tun. Vor allem auch im Brandschutz, zu dem fast immer der 55-jährige Christian Muhs morgens um sieben bei Dienstbeginn eingeteilt wird.

Eingeklemmte Personen aus dem Blech schneiden

„Für die nächsten 24 Stunden weiß ich, mit welchen Kollegen ich auf welchen Fahrzeugen einen Löschzug bilde“, sagt der Hauptbrandmeister, der seit 30 Jahren bei der BF Lübeck arbeitet. Rund 1.500 Mal pro Jahr rücken die roten Feuerwehrautos zu Brandschutzeinsätzen aus. Verteilt auf die vier Feuerwachen in Lübeck ist das ein Einsatz pro Tag. In der restlichen Bereitschaftszeit warten und reparieren Christian Muhs und seine Kollegen das Löschgerät, Fahrzeuge und Unterkünfte.

Es sei denn, sie eilen zu einem Unfallauto, um eingeklemmte Personen aus dem Blech zu schneiden, oder – wie zuletzt im Mai bei einem vierstündigen Stromausfall in ganz Lübeck – um Menschen aus steckengebliebenen Aufzügen zu befreien.

Nach 24 Stunden Bereitschaft haben Christian Muhs und seine Kollegen 48 Stunden dienstfrei. Dann sind je einen Tag die beiden anderen Schichten an der Reihe. Dieses 24 /48-System hat die BF Lübeck Anfang 2017 eingeführt – nach langwierigen Verhandlungen mit dem Personalrat und einer Abstimmung im Kollegenkreis. „Für die Jahresplanung der Feiertage und persönlichen Termine ist dies eine schöne Sache“, sagt Christian Muhs, der als Personalrat maßgeblich an der Umstellung des Schichtplans beteiligt war.