Der Streik war erfolgreich, aber noch ist keine Entlastung da

Am Anfang stand das strikte Nein. Für die Geschäftsleitung des privatisierten Uni-Klinikums Gießen-Marburg (UKGM) schien es undenkbar, sich mit ver.di über die Arbeitsbedingungen an den beiden Standorten zu verständigen. Nach jahrelangem Ringen und drei Tagen Streik im vergangenen November war es schließlich doch erreicht: Per Tarifvertrag wurden 104 Stellen zusätzlich vereinbart, zudem sollten Regelungen für kurzfristige Ausfälle sowie bei Unterbesetzung erarbeitet werden. „Ein Meilenstein. Zum ersten Mal konnte ver.di an einer Privatklinik mehr Personal für das Übermaß an Arbeit erreichen“, freut sich Klaus Hanschur, Gesamtbetriebsratsvorsitzender des UKGM. Ein Einstieg zur Entlastung an den beiden Krankenhäusern.

Es passiert nichts

Mit der Umsetzung dieser Vereinbarung begann aber ein weiterer beschwerlicher Weg. „Der Arbeitgeber laviert, kündigt an, aber real passiert nichts“, lautet Hanschurs Vorwurf. Der Betriebsrat will, dass endlich spürbar mehr Personal für alle Bereiche verfügbar ist und er über die Verteilung mitbestimmt. Denn er kennt die Engpässe genau. Da sind Pflege und Sozialdienst. Hier gilt es, die richtigen Wege für die Pflege zu finden – bis hin zur Vermittlung in Heime. Und die Physiotherapie entwickelt spezielle Behandlungen der Krankengymnastik, um die Patienten gesund zu entlassen. Psychologische Betreuung ist ebenso gefragt. Fehler wegen Überarbeitung sind nicht nur misslich, sie sind verhängnisvoll. In allen Bereichen werden die Beschäftigten jedoch zu 150 Prozent gefordert. Die Überstunden türmen sich. Das betrifft auch die Verwaltung mit einem Wust von immer neuen Vorschriften. Schon heute gibt es daher eine hohe Fluktuation.

Klaus Hanschur will eine Entlastung durch eine systematische Personalplanung. Dazu gehören die 104 zugesagten Stellen als Grundstock, dazu zählen auch klare Übernahmeregelungen nach der Ausbildung. Und er sagt: „Die Vereinbarung aus dem Tarifvertrag bedeutet bares Geld. Das darf der Arbeitgeber nicht einbehalten.“ Den Gipfel erklimmen und einen Tarifvertrag durchsetzen, das ist ein Teil der Wegstrecke. Ihm Leben einzuhauchen – das sind die Mühen der Ebene. Der Betriebsrat fordert jetzt zügig die neuen Stellen ein.

reb