Ausgabe 03/2019
Das braucht wohl einen langen Atem
Nord – Bei der Ellerhold Glücksburg GmbH, einer Etiketten-Druckerei in Wees bei Flensburg, kämpfen die Beschäftigten zur Zeit um einen Tarifvertrag. Der Arbeitgeber weigert sich aber beharrlich, mit ver.di zu verhandeln.
Das Vorgängerunternehmen Offset Ketels befand sich 2013 in der Insolvenz und wurde im Insolvenzverfahren von der Ellerhold AG gekauft. Eine Bedingung für den Kauf war die Unterzeichnung neuer Arbeitsverträge. Damit wurde die Bindung an die Tarifverträge der Druckindustrie beendet. Eine Kröte, die die Kolleginnen und Kollegen schluckten – es ging ja um die Arbeitsplätze.
2019 verdienen die Kolleginnen und Kollegen immer noch fast genauso viel wie 2013. Das Leben ist aber teurer geworden. Eine Lohnerhöhung von drei Prozent aus dem Jahr 2015 gleicht die Reallohnverluste nicht aus. Steigende Löhne in allen Bereichen führen neben Reallohnverlusten auch noch zu schlechteren Renten in der Zukunft. Wer 2013 noch einen Rentenpunkt erhielt, bekommt jetzt rechnerisch nur noch 0,88 Rentenpunkte. Der Vorschlag des Arbeitgebers, doch eine private Altersvorsorge zu betreiben, erscheint zynisch.
Verstörende Botschaft
In gut besuchten ver.di-Mitgliederversammlungen zeigte sich schnell: Alle sind bereit, für einen Tarifvertrag zu kämpfen. Allen ist aber auch bewusst, dass dies nicht von heute auf morgen funktioniert und einen langen Atem erfordert. Zu den Forderungen zählen Entgeltsteigerungen, Arbeitszeitreduzierungen und Urlaub.
Der Arbeitgeber wurde zu Tarifverhandlungen aufgefordert und lehnte ab. Auf eine erneute Aufforderung folgte eine denkwürdige Ansprache des Arbeitgebers. Bei den Kolleg*innen kam eine verstörende Botschaft an: Es sei frech und unverschämt, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht dankbar seien für das, was sie haben, sondern stattdessen einen auskömmlichen Lohn forderten.