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Streikende Busfahrer in Hanau machen dicht: Kein Bus soll mehr an ihnen vorbeikommenFototeam Hessen

Der Streik der Fahrer*innen der privaten Busbranche Hessen hat die Gemüter wieder stark erhitzt. Viele Buslinien fuhren nicht, vor allem auf dem Land, wo die Fahrgäste nicht ohne weiteres auf U- oder S-Bahnen ausweichen können. Sie leiden darunter, dass die Arbeitgeberseite nicht gewillt war, auch mal eine Tarifverhandlung ohne Eskalation zum Abschluss zu bringen. Denn die Busfahrer haben nichts anderes als ihre Produktionsmittel, also die Busse, um ihren berechtigten Forderungen nach besserer Bezahlung Kraft zu verleihen. Also stehen sie täglich schon zu nachtschlafener Zeit an den Toren ihrer Betriebshöfe und versuchen, den Streik komplett zu halten. "Dicht machen" sagen sie dazu, kein Bus soll rausfahren. Ist das geschafft, heißt es "Frankfurt (oder Offenbach, Bad Hersfeld, Fulda...) steht". Es ist wichtig, dass viele mitmachen, nur dann kann ein Streik Erfolg haben.

"Die knicken jetzt ein"

In einigen Betrieben geht das aber nicht. Zum Beispiel in Hanau. Da wollen einzelne Fahrer trotz des Streiks rausfahren. Denn der Chef hat eine Prämie ausgelobt. 150 Euro für alle, die trotz Streiks fünf Tage arbeiten. Das ist natürlich viel Geld. Ein Mann setzt sich ans Steuer, rollt ganz langsam zum Betriebstor, wo er von den Streikenden empfangen wird. Streikbrecher*innen sind bei Gewerkschaftern extrem unbeliebt. Ein paar Kolleg*innen wollen ihn am Ausfahren hindern. Sie stellen sich vor den Bus und fangen an zu diskutieren. "Warum willst du rausfahren? Du weißt schon, dass wir hier streiken? Es geht auch um deine Bezahlung. Nur gemeinsam sind wir stark." Dem Mann am Steuer zittern die Hände.

Es geht hin und her, nicht laut, aber bestimmt. Sieben Minuten dürfen die Streikenden versuchen, den Streikbrecher anzuhalten, so ist die Rechtslage. Dann müssen sie eine Gasse freimachen. Sonst ist es rechtlich gesehen Nötigung. Was in dem Fall der Arbeitgeber auch so sieht. Er ruft die Polizei. Die Beamten nehmen Personendaten auf, belehren und ziehen sich zurück. Vor dem Bus geht die Diskussion inzwischen weiter. Der Chef ist hinzugeeilt. Er ruft die Polizei zur Hilfe. Sie ermahnt die Streikenden, zur Seite zu gehen. Unter ihrer Aufsicht fährt der Bus raus.

Bittere Pille

So geht es noch eine Weile weiter. Einige Ausfahrwillige lassen sich überzeugen, legen den Rückwärtsgang ein und rollen wieder zurück. Andere hingegen fahren raus, brechen und schwächen den Streik. Ein Kollege ist wütend: "Die knicken jetzt ein. Wenn es hinterher mehr Geld gibt, dann machen die ja auch die Hand auf und sagen, ja hätt' ich gern." Und sie werden es auch bekommen. Denn die Kollegen kämpfen und verhandeln ja für alle. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt.