Über das Medizin-Logistikunternehmen trans-o-flex (t-o-f) hat ver.di publik bereits im Frühjahr berichtet. Damals wurde der südhessische Standort Knall auf Fall geschlossen. Jetzt soll in Nordhessen die Betriebsratsvorsitzende Yvonne Langner aus dem Betrieb geklagt werden. Sie soll vor Gericht manipulierte Unterlagen vorgelegt und so dem Arbeitgeber geschadet haben. Der Fall wird vor den Arbeitsgerichten verhandelt.

Es ist nicht neu: Engagierte Betriebsrät*innen sind dem trans-o-flex Konzern ein Dorn im Auge. Wer nicht kuscht, wird fertiggemacht, ist zu hören. Informationen müssen mühsam eingefordert und Beteiligungsrechte eingeklagt werden. Ständig drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen. Lohn wird einbehalten, Ansprüche müssen geltend gemacht werden. Das Betriebsratsbüro taugt allenfalls als Besenkammer. Das alles nimmt Yvonne Langner hin. Seit 15 Jahren arbeitet sie bei t-o-f ThermoMed. "Ich habe viele schlimme Dinge gesehen", sagt die 43-Jährige. "Aber vor Problemen wegzulaufen, ist nicht mein Ding. Bevor ich mich aufrege, versuche ich es lieber zu ändern." In dem Betrieb arbeitet der überwiegende Teil der Belegschaft in Teilzeit und auf Mindestlohnniveau. Einen Tarifvertrag gibt es nicht, Arbeitsplätze werden schleichend abgebaut, Ausliefertouren an Subunternehmer ausgegliedert. Gefahrgutunfälle mit lebensbedrohlichen Substanzen unter den Teppich gekehrt, Gefahrgutbrüche nicht fachgerecht entsorgt, das Arbeitsschutzgesetz nicht befolgt, wird berichtet. ver.di musste bereits die zuständige Behörde einschalten. Vor Betriebsversammlungen, so Beschäftigte, versuchen Vorgesetzte, Kolleg*innen durch gezielte Einschüchterungen an der Teilnahme zu hindern. Das alles darf eine ernstzunehmende Arbeitnehmervertretung nicht dulden.

ver.di hält die Vorwürfe gegen Yvonne Langner im Übrigen für absurd und den geschilderten Sachverhalt für konstruiert. Es ist sehr bedenklich, dass Betriebsräte sich derart massiv unter Druck setzen lassen müssen, um ihr Wahlamt auszuüben. Wer Betriebsräte angreift, greift die Rechte der Arbeitnehmer*innen an. ver.di ruft auf zur Solidarität mit Yvonne Langner. Roland Blumenauer