Woidlife280515mf185.jpg
Den Kopf frei bekommenMarco Felgenhauer / woidlife photography [M]

Manchmal reichen kleinere Erholungspausen und Urlaub einfach nicht mehr aus, um Stress abzubauen und genügend Kraft für den Arbeitsalltag zu tanken. Ein Sabbatical kann helfen, die Akkus dauerhaft wieder aufzuladen und einem Burnout vorzubeugen.

Abgleitet vom hebräischen "Sabbat" meint Sabbatical eine freiwillige, temporäre Arbeitsfreistellung – in der Regel drei bis zwölf Monate – die man individuell nutzen kann. Sabbaticals sind im Unterschied zum unbezahlten Sonderurlaub finanziell und sozial abgesichert. Das heißt, Beschäftigte erhalten während der Freistellungsphase weiterhin finanzielle Bezüge und bleiben sozialversichert. Möglich ist es, vorab auf einen Teil des Entgelts zu verzichten und/oder aus vielen Überstunden ein bezahltes Zeitguthaben zu bilden.

Romy Roscher, Beschäftigte in der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, verzichtete drei Jahre lang auf ein Sechstel ihres Gehalts, um sich schließlich – inklusive Urlaub und gesammelter Überstunden – eine neunmonatige Auszeit leisten zu können. "Damals war das für Angestellte im öffentlichen Dienst Berlins so geregelt, dass je nach Eingruppierung bis zu zwölf Prozent des monatlichen Einkommens nicht bezahlt, sondern als Freizeitguthaben angespart werden konnten", berichtet sie. Von 2003 bis 2006 erarbeitete sie sich ihr Sabbatical.

Der Wunsch nach einer Auszeit vom Beruf ist bei Arbeitnehmern*innen hierzulande weit verbreitet. Laut verschiedenen Studien wünscht sie sich fast jede*r Zweite. Ganz oben in der Liste der Beweggründe: Reiselust, der Wunsch nach mehr Zeit für sich, neue Perspektiven gewinnen, Selbstfindung. Einen Burnout zu überwinden oder zu vermeiden, folgt ganz dicht. Die Hälfte nennt das als Grund für die gewünschte Berufspause. Viele halten allerdings die Auszeit aus betrieblichen oder finanziellen Gründen nicht für realisierbar.

Aber auch wenn es außerhalb des öffentlichen Dienstes keinen Anspruch auf ein Sabbatjahr gibt, lohnt es, mit Arbeitgebern in der Privatwirtschaft über eine Auszeit zu verhandeln. Denn immer mehr Unternehmen ermöglichen ihren Arbeitnehmer*innen ein Sabbatical. Auch sie haben inzwischen begriffen: Im besten Fall erhalten sie gut erholte und motivierte Mitarbeiter zurück. Es profitieren also beide Seiten von einer Sabbatical-Vereinbarung.

Bei Romy Roscher war es vor allem die Reiselust, die sie auf ein Sabbatical hinarbeiten ließ. Aber auch um "auf andere Gedanken zu kommen und zu sehen, was ich in meinem Leben noch verändern könnte". Obwohl sie mit wenig Geld auskommen musste, war die anschließende Auszeit mehr als eine Entschädigung. "Ich bin die ganze Zeit gereist, war in Ägypten und vor allem in Südostasien unterwegs. Dabei habe ich so viel Schönes erlebt, mich so erholt und entspannt, dass ich danach wieder gerne arbeiten wollte."

Gudrun Giese

Wie kommt man an einen Sabbatical?

Grundsätzlich gibt es in Deutschland keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatjahr. Man muss mit seinem Arbeitgeber verhandeln. Ausnahme: Für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst ist eine Regelung im Arbeitsrecht enthalten.

Wie kann man ein Sabbatical finanzieren?

Es hängt davon ab, was mit dem Arbeitgeber vereinbart werden kann.

Unbezahlter Urlaub Wer unbezahlten Sonderurlaub fürs Sabbatical nimmt, muss selbst für die Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sorgen. Es sei denn, der Sonderurlaub beträgt maximal vier Wochen. Die Rentenversicherung kann auf freiwilliger Basis weitergeführt werden. Mindestbeitrag aktuell 84,15 Euro.

Teilweiser Entgeltverzicht im Vorfeld Beispiel: drei Jahre Vollzeit arbeiten, bei 75 Prozent Gehalt. Im vierten Jahr mit dem erarbeiteten Zeitguthaben in ein Sabbatical gehen und gleichzeitig das reduzierte Gehalt erhalten. Mit diesem Modell ist man sozial abgesichert, denn die Beiträge zur gesetzlichen Renten-, Pflege- und Krankenversicherung laufen auch während der Auszeit ununterbrochen weiter.

Ansammeln von Überstunden Überstundenabbau ist am besten für kürzere Sabbaticals praktikabel.