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Seit Beginn der Corona-Krise werden Sicherheitskräfte vermehrt im Einzelhandel eingesetztFoto: Gottfried Czepluch/imago images

Nordrhein-Westfalen – 530 Betriebe, 50.000 Beschäftigte, circa 9.000 Dienststellen, verteilt auf 34.110 Quadratkilometer. Das ist der Zuständigkeitsbereich des ver.di-Fachbereiches Wach- und Sicherheitsdienste in Nordrhein-Westfalen. Und die Branche wächst: Objektschutz, Dorffeste, große Konzerte, Bundesliga, Kaufhäuser, Pfortendienste, Krankenhäuser, Zugbegleiter, kommunale Ordnungsdienste, Fluggastkontrollen. Sogar die Bundeswehr lässt Kasernen von privaten Sicherheitsfirmen bewachen. Doch wie lässt sich eine Branche organisieren, in der nahezu flächendeckend schlecht bezahlt wird und sich in der Krise zeigt, wie wenig an den Schutz für die Bewacher*innen gedacht wird?

Die Herausforderung ist riesengroß

Die Beschäftigten dieser äußerst dezentralisierten Branche arbeiten Tag und Nacht, zumeist in Kleinstgruppen, manche arbeiten auch alleine. Das ist eine Riesenherausforderung für die ver.di-Kommunikation.

Dieser Herausforderung stellte sich das ver.di-Projekt "WASI NRW", das vor fünf Jahren startete. ver.di-Sekretär Andreas Rech, der früher auch in der Branche gearbeitet hat, sagt: "Ich konnte nicht damit rechnen, dass die Leute zu mir ins Büro kommen. Ich musste selber raus."

Mit Visitenkarten fing es an

Schnell wurde klar: Bei dieser flächenmäßigen Ausdehnung würde es nur online funktionieren. Wer die Webseite wasi-nrw.de besucht, landet nicht zuerst bei ver.di, sondern direkt in seiner Branche. Das Kürzel "WASI" signalisiert: Hier geht es um Wach- und Sicherheitsdienste – und um sonst nichts.

Eine Webseite macht sich aber nicht von selbst bekannt. "In den ersten Monaten habe ich immer einen Packen WASI-Visitenkarten in der Tasche gehabt", sagt Andreas Rech. Irgendwann hatte sich die Existenz der Seite herumgesprochen (auch über Facebook) und die Kurve mit den Zugriffszahlen stieg.

Ständig präsent

Erstes Ziel war, gewerkschaftliche Präsenz auch außerhalb der Tarifrunden zu zeigen, um dann während der Tarifrunden stärker auftreten zu können. Es ist ja ein Zirkelschluss: Schwache Gewerkschaften = schlechte Tarifergebnisse = schwache Gewerkschaften. An Betriebsversammlungen, Vertrauensleute, Betriebsräte etc. war nicht zu denken. Aber mit der dialogfähigen Webseite ist WASI rund um die Uhr erreichbar.

Dabei stellt wasi-nrw den niedrigschwelligen Erstkontakt zwischen unorganisierten Beschäftigten und ver.di dar. Zusätzlich ist das WASI-Team immer wieder rausgegangen. "Einmal", erzählt Andreas Rech, "bin ich mit meinem Kollegen Özay Tarim einen ganzen Tag auf den Bahnsteigen im Düsseldorfer Hauptbahnhof gewesen. Am Abend hatten wir über 40 neue Mitglieder."

Das Handy macht's möglich

Ergänzend zur Webseite nutzt WASI das gesamte Online-Instrumentarium. Özay Tarim, der das Sicherheitspersonal an den Flughäfen in NRW betreut, produziert mit seinem Handy Sprachbotschaften und Videos, mit einem Klick erreicht er 1.000 Kontakte. Die Artikel auf der Webseite sind über WhatsApp teilbar.

"Jeder hat ja ein Handy – wir kommunizieren zu allen Tageszeiten direkt in die Hosentaschen der Beschäftigten", sagt Andreas Rech. Der Erfolg gibt WASI Recht: 750.000 Seitenzugriffe und überdurchschnittliche Lohnzuwächse. Mit wasi-nrw hat sich die monatliche Eintrittsquote in den ver.di-Fachbereich in Nordrhein-Westfalen verdreifacht.

wasi-nrw.de