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Ein Prozent der Bevölkerung besitzt 35 Prozent des GeamtvermögensFoto: CatherinaHess/SZPhoto

Dass der Reichtum in Deutschland ungleich verteilt ist, ist seit Langem bekannt (ver.di publik berichtete mehrfach). Aber Wissenschaftler*innen monierten immer wieder, dass die Datenlage der Superreichen nur unzureichend erfasst sei. Von den üblicherweise verwendeten Umfrageelementen werden sie gar nicht oder in einer nicht repräsentativen Anzahl erfasst. Bekannt war zum Beispiel aber, dass es im Jahr 2017 rund 700 Mil-lionär*innen hierzulande gegeben hat, die jeweils über ein Vermögen von mehr als 250 Millionen Euro verfügen konnten. Dazu zählten Einzelpersonen und Familien gleichermaßen.

Lücke geschlossen

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung befragt für sein Sozio-Ökonomisches Panel (SOEP) Jahr für Jahr rund 30.000 Personen in 14.000 Haushalten – aber die Reichen haben bislang gefehlt. Mit einer neuen Unterstichprobe ist diese Lücke jetzt geschlossen worden. Sie erlaube es, so das DIW in seinem Wochenbericht 29/2020, "zusammen mit dem regulären SOEP und öffentlich zugänglichen Reichenlisten erstmals, die komplette Vermögensverteilung der Bevölkerung in Deutschland zu beschreiben". Die Zahl der berücksichtigten Vermögensmillionär*innen ist von 300 auf knapp 1.200 gestiegen.

Und das Ergebnis zeigt, dass die Vermögen in Deutschland noch ungleicher verteilt sind, als bislang vermutet. Das reichste Prozent der Bevölkerung vereint demnach 35 Prozent des Vermögens auf sich, bislang war man von 22 Prozent ausgegangen. In dieser Gruppe sind überdurchschnittlich viele Männer und Selbstständige vertreten. Unterrepräsentiert sind dabei auch Personen mit Migrationshintergrund bzw. mit Wohnsitz in den neuen Bundesländern. Sie sind dafür umso häufiger in der unteren Hälfte der Vermögensverteilung zu finden. Je höher das Vermögen ist, desto älter ist häufig die Person.

Ein Fünftel der Kinder ist armutsgefährdet

Die Bertelsmann-Stiftung machte hingegen Ende Juli darauf aufmerksam, dass in zwei Familienformen Kinder überproportional häufig unter Armut leiden. Kinderreiche Haushalte und Alleinerziehende sind besonders oft auf den Bezug von Hartz IV angewiesen. Das hat große Auswirkungen auf den Alltag und damit auch auf die Entwicklung der Kinder. Sie bekommen kein ausreichendes Taschen-geld, es fehlt ihnen der Platz zum Lernen, der Zugang zum sozialen Leben, zu Bildungsangeboten.

"Trotz des hohen Wohlstandsniveaus in Deutschland lebt also ein erheblicher Teil der Kinder und Jugendlichen unter massiven Einschränkungen, die auch ihre Zukunftschancen vermindern", kommentiert der Leiter des DIW, Marcel Fratschzer, die Veröffentlichung der Bertelsmann-Stiftung in seinem Blog. Die Studie, die als Grundlage der Datensammlung der Stiftung dient, ist vom DIW gemacht worden. 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche sind demnach armutsgefährdet, das ist rund ein Fünftel dieser Altersgruppe.