Ganz ehrlich: Werbung, die einem im Internet untergejubelt wird, nervt. Besonders unangenehm ist es, wenn man mit jemand anderem gerade noch über eine neue Anschaffung gesprochen hat, die man zu tätigen gedenkt, und nur kurze Zeit später erhält man, etwa auf Instagram oder der Seite seines E-Mail-Anbieters, zu Schuhen, die man kaufen will, entsprechende Werbung. Der Fall ist klar: Das Handy hat wieder mitgehört. Beziehungsweise die eine oder andere App hat gelauscht.

Das ist nicht neu. Lauschende Apps checken das Konsumverhalten von Smartphone-Nutzer*innen, woraus sich persönlich zugeschnittene Werbung generieren lässt. Verboten ist das nicht, denn möglich sind die Lauschangriffe, weil Smartphone-Besitzer*innen den Apps auf ihrem Gerät – oft unbewusst – den Zugriff aufs Mikrofon erlauben.

Personalisierte Werbung gibt es, seit es das Internet gibt. Dort taucht sie immer dann auf, wenn eine Webseite mit einem Werbenetzwerk verknüpft ist und dieses Netzwerk anhand des persönlichen Surfverhaltens im Netz ein Profil erstellt und diese Profildaten dann auf Online-Auktionen an Werbekunden verkauft. Die Firma Doubleclick ist eines der bekanntesten Werbenetzwerke. 2003 wurde es für 3,2 Milliarden Euro an Google verkauft. Es geht um sehr viel Geld beim Geschäft mit der Werbung.

Amazons Kundendeal

Amazon hat in den USA gerade einen neuen Weg eingeschlagen, um an Kundendaten zu gelangen. Seine US-Kunden bezahlt der Gigant des Online-Handels jetzt für Informationen über ihre Käufe außerhalb der Amazon-Plattform. Auf dem "Amazon Shopper Panel" können Nutzer*innen jeden Monat zehn Rechnungen einreichen. Dafür werden sie jeweils mit zehn Dollar, in Form eines Amazon-Gutscheins oder einer Spende an eine gemeinnützige Organisation, belohnt.

Was Amazon seinen Kund*innen für persönliche Daten zahlt, wird sich für den US-Konzern richtig auszahlen. Spätestens, wenn sein Sortiment keine Wünsche mehr offenlässt. Aber jede*r hat es selbst in der Hand, sich vor Werbeangriffen zu schützen: Tracker blockieren, Rechnungen für sich behalten und den Zugriff aufs Handymikrofon sperren. Ist ganz einfach. Petra Welzel