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Vorsicht! Ab hier sind Überwachungskameras im EinsatzFoto: [M] Büttner/picture alliance / dpa

35.258.707,95 Euro, so viel soll und wird die Modekette H&M zahlen, weil sie die Privatsphäre ihrer Beschäftigten am Standort Nürnberg in besonderer Weise verletzt hat. Das teilte der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, Prof. Dr. Johannes Caspar, am 1. Oktober öffentlich mit. Darin betont er, das verhängte Bußgeld sei in seiner Höhe angemessen und geeignet, Unternehmen von Verletzungen der Privatsphäre ihrer Beschäftigten abzuschrecken.

Angst vor Nachteilen

Er bewertet die Aufarbeitung bei H&M positiv, denn zur Aufarbeitung der Geschehnisse habe sich die Unternehmensleitung nicht nur ausdrücklich bei den Betroffenen entschuldigt, sie folgte auch der Anregung, den Beschäftigten einen unbürokratischen Schadensersatz in beachtlicher Höhe auszuzahlen. Weitere Bausteine des neu eingeführten Datenschutzkonzepts bei H&M seien unter anderem ein neu berufener Datenschutzkoordinator, monatliche Datenschutz-Statusupdates, ein verstärkt kommunizierter Whistleblower-Schutz sowie ein beständiges Auskunfts-Konzept.

Professor Peter Wedde, der die Laudatio bei der Vergabe des BigBrotherAwards hielt, bewertet die freiwillige Entschädigungszahlung von 2.500 Euro für die Beschäftigten weniger euphorisch: "Als ich für die BigBrotherAwards recherchiert habe, haben mir einige Beschäftigte persönlich die Aufzeichnungen, die über sie angelegt wurden, gezeigt. Da diese Personen immer noch bei H&M tätig sind und Angst vor Nachteilen haben, kann ich hieraus nicht direkt zitieren. Aber ich kann sagen: Ich war entsetzt, dass Vorgesetze nicht davor zurückschrecken, gezielt eine freundschaftliche Gesprächsatmosphäre zu erzeugen, um Beschäftigten private und sehr persönliche Informationen zu entlocken und diese dann strukturiert für andere Leitungskräfte niederzuschreiben und abzuspeichern."

Besonders geärgert hätten sich die Beschäftigten darüber, dass es eine "Entschädigungszahlung" von 2.500 Euro für alle geben soll, auch für die Teamleitungen, die die Ausforschung betrieben haben, so Wedde. Marion Lühring