Einen Generationswechsel gab es an der Spitze des ver.di-Bezirksvorstands Leipzig-Nordsachsen: Friedhelm Schutt, 69, übergab am 1. September nach 18 Jahren als Bezirksvorsitzender den Staffelstab an seinen Nachfolger Tobias Baumann. Der 29-Jährige ist nun der bundesweit jüngste Vorsitzende eines ver.di-Bezirks. 40 Jahre Altersunterschied liegen zwischen Friedhelm und Tobias. Wer aber denken mag, zwischen den beiden Männern liegen Welten, der irrt gewaltig. Beim "Gipfeltreffen" im Leipziger Volkshaus passte kein Blatt Papier zwischen die Charakterköpfe.

"Ich habe Friedhelm live und in Aktion gesehen, ihn als streitbaren, leidenschaftlichen und im positivsten Sinne gefürchteten Gewerkschafter erlebt und natürlich viel von ihm gelernt."
Tobias Baumann

Friedhelm Schutt, seit 48 Jahren Gewerkschafter, war Ende 1989 aus Duisburg nach Leipzig gekommen, um die Deutsche Bank in Halle mit aufzubauen. Nach der ver.di-Gründung wurde er 2002 zum Bezirksvorsitzenden gewählt. Tobias studierte Jura und Eventmanagement, arbeitet heute als freiberuflicher Teamer in der gewerkschaftlichen Bildung und macht gerade eine Zertifizierung als Fachreferent für Arbeitsrecht. Seit 2011 ist er ver.di-Mitglied, engagierte sich bald darauf in verschiedenen Jugendgremien und wurde schließlich als Jugendvertreter in den Leipziger Bezirksvorstand gewählt. "Ich habe Friedhelm live und in Aktion gesehen, ihn als streitbaren, leidenschaftlichen und im positivsten Sinne gefürchteten Gewerkschafter erlebt und natürlich viel von ihm gelernt", sagt Tobias über seinen Vorgänger.

"Mir war immer wichtig, dass unser Bezirk hier in der Region das politische Gesicht von ver.di ist, dass wir auch nach außen sichtbar sind", betont Friedhelm. Mit vielen hat sich der "alte Hase" angelegt, aber es ging ihm dabei nie um Personen, sondern immer "um die Sache und unsere Gesamtorganisation". Viele große Themen hat der Banker aus dem Ruhrgebiet mit bewegt, zum Beispiel 2004 als Mitorganisator der größten Demo gegen Hartz IV oder als es darum ging, den Bezirk Leipzig-Nordsachsen als Organisationseinheit zu verteidigen. Dabei war er gern der "Mann fürs Grobe", wenn es nötig war. Grinsend sagt er: "Als Junge aus dem Pott habe ich damit kein Problem. Ich sage immer gerade raus, was ich denke."

Das tut auch Tobias. Und Friedhelms große Fußstapfen weisen in die Richtung, die auch der Neue als Linie beibehalten will: "Ich werde alles tun, damit es auch in 30 Jahren noch den ver.di-Bezirk Leipzig-Nordsachsen gibt und dass man an uns als politische Kraft in der Region nicht vorbeikommt", sagt Tobias. In den letzten Jahren hat er viele Erfahrungen gesammelt und weiß, dass es Durchhaltevermögen und Aktionsstärke braucht – und auch Mut zur Erneuerung und Verjüngung. "Wir müssen ver.di für junge Kolleginnen und Kollegen erlebbar machen, ihnen Beteiligungsmöglichkeiten bieten", sagt Tobias.

Friedhelm nickt und fügt hinzu: "Und wenn wir das wirklich wollen, müssen wir Alten Platz machen für die Jungen. Ich habe das gerade getan und kann sagen, dass es gar nicht weh tut." Als Mitglied des ver.di-Landesbezirksvorstandes von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und regelmäßiger Gast im Bezirksvorstand Leipzig-Nordsachsen wird Friedhelm seinem jungen Nachfolger wohlwollend über die Schulter schauen und sicher noch so manchen Tipp geben. Gundula Lasch