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Im Streik für mehr Anerkennung – auch materiellFoto: ver.di Stuttgart

Erstmals sind auch die Beschäftigten der Stuttgarter Jugendhausgesellschaft gGmbH (stjg) im Zuge der Warnstreiks im öffentlichen Dienst zum Streik aufgerufen worden. Beschäftigte aus der Schulsozialarbeit, den Familienzentren, der Ganztagesbetreuung, den Gemeinschaftsschulen, Kitas, Jugendhäusern, Abenteuerspielplätzen oder auch der Jugendfarmen sind dem Aufruf gefolgt und haben sich am Streik beteiligt.

Da der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) in der stjg angewandt wird, sind die Beschäftigten dort direkt von den Auswirkungen dieser Tarifrunde betroffen – und haben ihr Recht zu streiken genutzt. Die stjg ist der zweitgrößte "freie" Träger in ganz Deutschland. Sie gehört zu 100 Prozent der Stadt Stuttgart. Schon länger fordert ver.di, dass die stjg der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) beitritt. Gleiches Tarifrecht soll für alle Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bei der Stadt gelten – unabhängig von der Rechtsform.

Dem Streikaufruf von ver.di zu folgen, hatte die Betriebsgruppe "ver.di Aktive der stjg" beschlossen. Sie hat seit ihrer Gründung viel zu tun, denn Missstände gibt es genug. Aber der Organisationsgrad in der Belegschaft wächst. In den vergangenen Jahren haben viele Kolleg*innen im öffentlichen Dienst für Tarifergebnisse gestreikt, von denen auch die Beschäftigten der stjg profitiert haben. Jetzt sagten sie: "Wir haben sie in den bisherigen Kämpfen allein gelassen, doch nun beteiligen wir uns an kollektiven Kämpfen mit Kolleg*innen über die Träger hinaus."

Der Streiktag war ein historischer Tag in der Geschichte der stjg. Und er war ein voller Erfolg. Allerdings hat der Arbeitgeber die Beschäftigten der verschiedenen Arbeitsbereiche vorab gefragt, ob sie streiken gehen und ob sie Gewerkschaftsmitglieder seien. Damit hat er viel Unsicherheit und Angst geschürt. Hinzu kommt der moralische Druck in dieser Pandemiezeit, den der Arbeitgeber gegen die Beschäftigte aufgebaut hat. Im Gegenzug haben die Mitglieder der Betriebsgruppe Einrichtungen besucht, sind mit Beschäftigten ins Gespräch gekommen und haben mit ihnen über den Streik gesprochen.

Auch bei diesem Streik ging es um Tätigkeiten, die die Gesellschaft am Laufen halten, die aber materiell dennoch zu wenig anerkannt werden. Aus diesem Grund ist auch die Betriebsgruppe entstanden, die Kolleg*innen haben sich gewerkschaftlich organisiert – und wollen auch nach der Tarifrunde weitermachen. Denn sie haben gespürt, welche Kraft die Organisierung von Beschäftigten schon im Kleinen haben kann: durch die Reaktionen der Kolleg*innen, aber auch des Arbeitgebers. Und durch die hohe Streikbeteiligung. Daran wollen sie anknüpfen.