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Foto: Sebastian Wolf

Ich habe gewählt.

Nicht bloß bei der Bundestagswahl, sondern auch, was meinen zukünftigen Lebensweg betrifft. Nach 18 Monaten in Kurzarbeit bei meinem Arbeitgeber springe ich nun von Bord und beginne für und mit meiner Gewerkschaft ver.di ein Studium an der EAdA, der Europäischen Akademie der Arbeit, die sich im "wunderschönen" Frankfurt am Main befindet. Warum wunderschön? Das werdet ihr in meiner letzten Kolumne erfahren. Denn ab jetzt werde ich euch ein knappes Jahr lang mitnehmen in mein Studium.

Zugegeben, der Name Europäische Akademie der Arbeit ist etwas sperrig, doch was man dort studiert, ist tatsächlich ziemlich spannend. Während des elfmonatigen Studiums lernen wir eine Menge über die Kernthemen jeder Gewerkschaft: Politik, Wirtschaft, Geschichte, Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen.

Das Coole daran ist, dass wir das auch anhand von ganz praktischen Beispielen tun. Wir besuchen Firmen, Initiativen, Museen, Projekte und erfahren ganz real, was es mit gewerkschaftlicher Arbeit, Organisation und Interessenvertretung auf sich hat.

Besonders praktisch: Wer von seiner DGB-Gewerkschaft an die Akademie geschickt wird (und den Bewerbungsprozess, sowie die Aufnahmeprüfung besteht), bekommt ein Zimmer im Wohnkomplex der EAdA und ein Stipendium gestellt. Beste Voraussetzungen, um sich mit den anderen Studierenden zu vernetzen und gemeinsam zu "lernen". Und mit "lernen" meine ich eigentlich "feiern" – hier gibt es nämlich auch einen Partykeller.

Gleich am dritten Tag hatten wir schon die erste Auflockerung des Studiums: Es gab eine Stadtrallye. Die Dozenten und unsere Co-Studierenden aus der Frankfurter Stadtverwaltung haben uns auf eine Tour zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt mitgenommen, was großen Spaß gemacht hat.

Eine Woche später sind wir zusammen mit Bruni Freyeisen, einer sympathischen und engagierten Kollegin von der IG Metall, auf einem "Antifaschistischen Stadtgang" mitgelaufen. So haben wir die Innenstadt nochmal auf eine ganz andere Weise kennengelernt. Denn die Kollegin, die sich bereits in den 1950er Jahren der Frankfurter Arbeiterbewegung und später der VVN-BdA, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten anschloss, hat uns viel über Initiativen zur Umbenennung von Straßen und Gebäuden erzählt. Und wir haben eine Menge darüber erfahren, wie zäh und mühsam es war, die Überreste der NS-Zeit aus dem Frankfurter Alltag zu entfernen.

Eine wertvolle Erfahrung, die uns gezeigt hat, wie wichtig gewerkschaftliche Arbeit, Solidarität und Zusammenhalt sind, um in einer offenen Gesellschaft leben zu können. Und ein gelungener Start in die erste Phase unseres Studiums an der EAdA.

Mehr Infos zur Europäischen Akademie der Arbeit eada.uni-frankfurt.de